Hallo ihr Lesetierchen,
heute habe ich wieder einen Gastartikel für euch.
Myna Kaltschnee, die ich durch ihren Blog, der den selben Namen trägt wie sie, kennengelernt habe, hat sich bereit erklärt, euch ein paar ( :P) Worte zu schreiben.
Sie spricht über ein Thema, dass auch mir ganz gelegen kommt.
Nämlich über sieben Tipps, um einen Roman oder ein Manuskript zu beenden.
7 Tipps, wie du deinen Roman
beendest
Kennst du das? Du
beginnst, eine Geschichte zu schreiben, bist wahnsinnig motiviert und
sprudelst vor Ideen fast über – aber dann kommt der Punkt, an dem
du die Lust an deinem Schreibprojekt verlierst und es landet
halbfertig in der Schublade. Ärgerlich, oder?
Jahrelang verfolgte
es mich wie ein Fluch: Ich fing Geschichten an, doch ich brachte sie
nie zu Ende. Egal, wie sehr ich mich anfangs bemühte, ich schaffte
es einfach nicht. Irgendwann kam immer der Punkt, an dem ich mein
Manuskript furchtbar fand und keinen Spaß mehr daran hatte. Oder,
was noch schlimmer ist, mir kam eine Idee für eine neue,
vermeintlich bessere Geschichte und ich widmete mich dieser (schrieb
sie aber natürlich auch nie fertig).
Am Anfang stand der NaNoWriMo
Bei mir klappte es
das erste Mal mit dem Fertigschreiben, als ich den National Novel
Writing Month, kurz NaNoWriMo (jedes Jahr im November), und das Camp
NaNoWriMo (jedes Jahr im April und Juli) für mich entdeckte. Diese
Schreibevents kann ich dir nur ans Herz legen. Gerade für Anfänger,
aber auch für Fortgeschrittene, bieten sie alles, was man braucht,
um seine Rohfassung bis zum Ende durchzuziehen. Wenn du jetzt
neugierig geworden bist, schau dich mal auf
www.nanowrimo.org
um.
Im Juli 2015 gelang
es mir beim Camp NaNoWriMo meine erste längere Geschichte zu
beenden. Ich war völlig euphorisch und dachte, den Fluch jetzt
gebrochen zu haben. Doch außerhalb des NaNoWriMos bekam ich es nicht
mehr hin, meine Manuskripte fertigzuschreiben. Das störte mich, denn
ich wollte meine kreative Tätigkeit nicht auf dieses Event
beschränken. Ich wollte auch die Monate dazwischen nutzen. Also habe
ich mich eines Tages hingesetzt und überlegt: Was ist beim NaNoWriMo
anders? Warum bringe ich da meine Texte zum Abschluss, während mir
das sonst nicht gelingt?
Ich habe sieben
Punkte herausgearbeitet, die mir helfen, meine Geschichten
fertigzuschreiben. Diese sieben Tipps möchte ich dir heute an die
Hand geben, damit es auch dir zukünftig gelingt, das Wörtchen
„Ende“ unter deine Texte zu setzen.
1. Tipp: Gewöhne
dir eine Schreibroutine an
Dieser erste Tipp
ist gleichzeitig einer der Wichtigsten. Eine Schreibroutine ist
essentiell, wenn du dein Manuskript fertigschreiben möchtest. Das
heißt, regelmäßig schreiben. Am besten täglich, wenn das
irgendwie möglich ist. Es ist für deine Motivation besser, jeden
Tag nur fünfzehn Minuten zu schreiben, als einmal in der Woche zwei
Stunden. Nicht nur, weil zwei Stunden eine lange Zeit sind und viel
mehr Überwindung brauchen, als fünfzehn Minuten, sondern auch, weil
du durch zu lange Pausen die „Verbindung“ zu deinem Manuskript
verlierst.
Sich hinzusetzen und
mit dem Schreiben anzufangen ist das Schwierigste am ganzen
Schreibprozess. Wenn du es regelmäßig machst, wird es dir mit der
Zeit leichter fallen. Ja, es wird irgendwann zur Gewohnheit, sodass
etwas fehlt, wenn du mal nicht schreibst.
Stell dir das
vor, wie bei einem Muskel. Auch ein „Schreibmuskel“ muss
trainiert werden. Immer und immer wieder.
Übrigens kannst du
zusätzlich zu deiner Schreibroutine auch verschiedene Rituale
einführen, z. B. dass du dir zum Schreiben immer eine Tasse Kaffee
oder Tee machst, Duftkerzen oder Räucherstäbchen anzündest,
einstimmende Musik anstellst oder bequeme Klamotten anziehst.
2. Tipp: Setze
dir Wortziele
Genau wie beim
NaNoWriMo ist es hilfreich, dir Wortziele zu setzen. Und zwar gleich
zwei: Eines für das gesamte Manuskript (wobei das am Ende abweichen
kann) und eines für deine täglichen Schreibsessions.
Wichtig ist hierbei,
dass du die Ziele dich zwar herausfordern, aber nicht überfordern
sollen. Also, am Anfang lieber niedrigere Ziele setzen, als zu hohe.
Das gilt für dein tägliches Ziel, als auch das für das gesamte
Manuskript. Wenn du bisher nur Kurzgeschichten geschrieben hast, ist
es nicht sehr schlau, dir sofort einen 1.000-seitigen Fantasyepos
vorzunehmen. Es sei denn, du brennst wirklich absolut für die
Geschichte und bist von Haus aus ein/e Vielschreiber/in. Dann kannst
du es vielleicht wagen, auch wenn ich dir eher empfehlen würde, mit
einem kurzen Roman von ca. 50.000 Wörtern anzufangen. Mein erstes
längeres Manuskript, das ich beendet habe, war eine Novelle mit ca.
25.000 Wörtern.
Was dein tägliches
Ziel betrifft, eignen sich für den Anfang 500 Wörter. Später
kannst du das dann auf 1.000 Wörter oder mehr hochsetzen.
Behalte immer im
Hinterkopf: Einen Roman zu schreiben, ist ein Marathon, kein Sprint.
Menschen, die für einen Marathon trainieren, fangen ebenfalls klein
an und steigern das Pensum dann mit der Zeit. Genauso ist es auch
beim Schreiben. Dein „Schreibmuskel“ braucht Zeit, zu wachsen.
3. Tipp: Baue dir
Druck auf
Den meisten Leuten
geht es so: Wenn sie alle Zeit der Welt haben und keiner auf ihre
Arbeit wartet, dann verschieben sie sie immer weiter hinaus und die
Motivation geht gegen null. Deshalb: Baue dir Druck auf. Wenigstens
ein kleines bisschen. Natürlich sollte die Schreiberei nicht absolut
in Stress ausarten. So ist der Tipp nicht gemeint.
Was ich dir rate,
ist, dass du dir eine Deadline setzt, bis wann die Rohfassung (oder
überarbeitete Fassung, je nachdem, woran du gerade schreibst) fertig
sein muss. Wie lange du dir Zeit zum Schreiben gibst, hängt
natürlich davon ab, wie lange dein Manuskript werden soll. Ein
1.000-Seiten-Epos braucht natürlich deutlich länger, als eine
Novelle.
Eine Deadline zu
haben ist extrem motivierend, weil du ein Ziel hast, auf das du
hinarbeitest. Natürlich läuft das Leben nicht immer so, wie wir es
uns vorstellen und manchmal müssen wir unsere Deadlines auch
verschieben. Das ist okay, solange du es nicht zu häufig machst.
Die Deadline ist
aber nicht der einzige Weg, Druck aufzubauen. Mir hilft es extrem,
anderen Leuten von meinen Fortschritten zu erzählen. Deshalb habe
ich 2016 meinen Schreibvlog „Myna vloggt“ auf YouTube ins Leben
gerufen, in dem ich jede Woche erzähle, wie ich mit dem Schreiben
vorwärts komme. Auch auf Social Media wie Twitter und Instagram
teile ich gerne meine Schreibfortschritte und das hilft mir
allgemein, an meinen Geschichten dranzubleiben. Wenn du auch auf
Social Media vertreten bist, kann ich dich nur ermutigen, dort
ebenfalls über dein aktuelles Projekt zu sprechen. Oft bekommt man
dann liebe Kommentare von anderen zurück, was enorm anspornt.
Alternativ kannst du
auch deiner Familie oder Freunden von deinem Manuskript erzählen.
Vorausgesetzt, sie interessieren sich dafür. Sie können dich
ebenfalls motivieren, an deiner Geschichte dranzubleiben.
4. Tipp:
Widerstehe der Versuchung
Du kannst noch so
begeistert von deinem aktuellen Schreibprojekt sein, irgendwann
werden sie kommen: Plotbunnys. Gemeint sind damit Ideen, die uns so
verlockend vorkommen, dass wir am liebsten alles stehen und liegen
lassen würden und uns einzig und allein dieser Idee widmen möchten.
Genau dann heißt
es: Bleib stark! Gib der Versuchung nicht nach! Stattdessen schnapp
dir ein Notizbuch (oder ein Blatt Papier) und schreibe deine
schillernde Idee so genau wie möglich auf. Dann packe die Notizen
weg und widme dich wieder deinem aktuellen Projekt. Das Plotbunny
muss warten, bis du Zeit für es hast.
Du wirst sehen, nach
ein paar Tagen oder einer Woche wird dir die neue Idee gar nicht mehr
so fantastisch vorkommen, wie sie das einst getan hat. Zumindest ist
das bei mir meist der Fall. Und falls mich eine Idee doch nicht
loslässt, packe ich sie an, sobald ich mit meinem momentanen
Manuskript fertig bin.
Das braucht – vor
allem am Anfang – sehr viel Kraft und Überwindung. Aber mit der
Zeit wirst du lernen, mit Plotbunnys umzugehen.
5. Tipp: Bist du
ein Plotter oder Pantser?
Ganz wichtig ist es
auch, herauszufinden, ob es sich bei dir um einen Plotter oder einen
Pantser handelt. Ein Plotter ist jemand, der einen Plot, also ein
Handlungsgerüst, entwirft, bevor er mit dem Schreiben einer längeren
Geschichte anfängt. Er plant genau, wann was passiert, welche
Figuren auftreten, wie die Geschichte ausgeht, usw. Ein Pantser ist
das genaue Gegenteil: Pantser, auch Discovery Writer genannt,
schreiben einfach drauflos und entwickeln ihre Geschichte während
des Schreibens. Oftmals wissen sie zu Beginn noch nicht mal, wie der
Roman enden wird.
Die meisten
Autor/innen fangen als Pantser an. Ich empfehle aber, unbedingt mal
das Schreiben nach Plot zu versuchen. Ich habe mir das nie vorstellen
können – bis ich es ausprobiert habe. Und dann habe ich zum ersten
Mal eine Geschichte beendet. Seither plotte ich meine Romane
grundsätzlich. Was allerdings nicht heißt, dass ich mich auch immer
zu hundert Prozent an den Plot halte. Im Idealfall entwickeln die
Figuren irgendwann ein Eigenleben.
Trotzdem solltest du
dir zumindest zu jedem Kapitel ein paar Notizen machen. Das
verhindert, dass du vor einem leeren Blatt sitzt und nicht weißt,
wie du weiterschreiben sollst – die Schreibblockade lässt grüßen!
Solltest du mit
Plots (es gibt unterschiedliche Plotmethoden, die du dafür anwenden
kannst) aber gar nicht klarkommen, spricht natürlich nichts dagegen,
dass du es als Pantser versuchst. Beide Arbeitsweisen haben ihre
Daseinsberechtigung.
6. Tipp: Halt die
Klappe, Kritiker!
Jeder kennt die
Lästereien seines inneren Kritikers. Er versucht, dir einzureden,
dass deine Geschichte der größte Mist ist, der jemals geschrieben
wurde. Er behauptet, dass du ein/e schlechte/r Autor/in bist und es
besser gleich bleiben lassen solltest.
Ich kann dir nur
raten: Hör nicht auf ihn. Wenn er deinen Text kritisiert, sag ihm,
dass er die Klappe halten und verschwinden soll. Eine Rohfassung darf
schlecht sein. Egal ob man Bestsellerautor/in oder Anfänger/in ist –
die Rohfassung ist immer grottig. Es geht auch gar nicht darum, bei
der Rohfassung ein perfektes Manuskript zu schreiben, sondern
lediglich darum, sie fertigzuschreiben und die Idee aus dem Kopf auf
Papier zu bannen.
Das ist wie bei
einem Bildhauer. Er haut auch zunächst den Stein grob in Form. Erst
später arbeitet er Schritt für Schritt die Details aus. Das
Schreiben funktioniert genauso. Bei der Überarbeitung hast du alle
Zeit der Welt, dich den Feinheiten zu widmen. Dann darf sich dein
Kritiker auch gerne wieder einschalten, denn dann brauchst du seine
Meinung.
Aber während des
Schreibens der Rohfassung soll er dich gefälligst in Ruhe lassen.
Deshalb ist es auch wichtig, dass du in dieser Zeit noch nicht
überarbeitest. Natürlich darfst du hier und da mal einen
Rechtschreibfehler korrigieren, wenn er dir ins Auge springt, aber
sonst solltest du nicht überarbeiten, bevor du nicht wirklich fertig
bist. Denn das Überarbeiten schmeißt dich aus dem Flow.
Daher merke dir:
Erst fertigschreiben – dann korrigieren!
7. Tipp: Belohne
dich!
Ganz wichtig ist,
dass du dich für die Erfolge mit deinem Manuskript belohnst. Und
damit meine ich jetzt nicht nur, die Fertigstellung. Schon wenn du
dein tägliches Schreibpensum erreichst, darfst du dir eine kleine
Belohnung gönnen. Zusätzlich könntest du dich belohnen, wenn du
gewisse Wordcounts erreicht hast, z. B. 10.000, 25.000, 50.000, usw.
Womit du dich
belohnst, kommt ganz darauf an, was dich anspornt. Das kann eine
Folge deiner Lieblingsserie sein, ein Ausflug mit Freunden oder
Familie, ein Kinobesuch, ein heißes Schaumbad, eine Massage (z. B.
von deinem/deiner Partner/in), ein Stück Schokolade, etc.
Hilft alles nichts! Und jetzt?
Wenn du die Tipps
ausprobiert hast und trotzdem keine Lust mehr auf dein Manuskript
hast und es am liebsten für immer in die hinterste Ecke deiner
Festplatte verbannen würdest, dann solltest du in dich gehen und
überlegen, ob es wirklich Sinn macht, weiterhin an dieser Geschichte
zu arbeiten.
Auf jeden Fall
solltest du den Wordcount in Betracht ziehen. Angenommen, dein
gesamtes Wortziel beträgt 50.000 Wörter und du bist bei 40.000,
dann würde ich an deiner Stelle in den sauren Apfel beißen und das
verdammte Ding fertig schreiben. Bist du erst bei 20.000 Wörtern,
solltest du dich fragen, woran es liegt, dass du das Manuskript nicht
beenden möchtest.
Hast du vielleicht
das Interesse an dem Hauptthema verloren? Dann macht es keinen großen
Sinn, dich weiterhin zu zwingen, daran zu schreiben. Die Leser/innen
würden merken, wenn der/die Autor/in beim Schreiben völlig lustlos
war. Außerdem verschwendest du deine Zeit, wenn du an etwas
schreibst, für das du dich nicht mehr begeistern kannst.
Ein Plotbunny brennt
seit Wochen so heftig in dir, obwohl du es notiert und „weggesperrt“
hast? Dann wäge ab: Möchtest du dein aktuelles Manuskript auf Eis
legen und riskieren, dass du es niemals beendest? Oder ist es dir
wichtig, dass die Geschichte irgendwann an die Öffentlichkeit gerät?
Denke daran, die Geschichte lebt IN DIR. Nur DU kannst sie schreiben.
Wenn du sie nicht schreibst, bleibt sie der Welt für immer verwehrt.
Das klingt krass, ist aber wirklich so.
Natürlich kannst du
auch sagen: Die Zeit für mein aktuelles Projekt ist noch nicht
gekommen. Ich möchte erst andere Dinge schreiben, bevor ich mich
weiter diesem Projekt widme. Die Gefahr, dass du es dann niemals
schreibst, ist aber immer da.
Wenn du dir wirklich
hundertprozentig sicher bist, dass du dein Projekt abbrechen
möchtest, weil du keinen Spaß mehr daran hast, dann tu‘s. Aber
versuche, zu analysieren, warum du die Lust daran verloren hast,
damit du das Problem bei deinem nächsten Manuskript vermeiden
kannst.
Wort zum Schluss
Ich hoffe, mein
Artikel konnte dir weiterhelfen und dich motivieren, deinen Roman zu
beenden. Sei nicht verzweifelt, wenn nicht gleich ein Meisterwerk
dabei herauskommt. Erstens musst du die Rohfassung niemandem zeigen
und zweitens kannst du bei der Überarbeitung noch alles rausholen.
Und selbst wenn es mit deinem Erstling und einer Veröffentlichung
nichts wird, gräme dich nicht. Es werden neue Romanprojekte kommen
und jedes Mal wirst du besser werden. Seh es als eine Art Übung.
Schreiben ist ein Handwerk, das man mühsam erlernen muss. Das kann
man nicht von heute auf morgen.
Deshalb, bleib dran!
Dann wirst du eines Tages auch die Früchte deiner Arbeit ernten
können.
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