Hallo, da bin ich doch schon wieder.
Ich habe es nämlich schon wieder getan und habe einem armen, unschuldigen Autoren ein Loch in den Bauch gefragt mi meiner Aktion ...
Diesmal handelt es sich um Gerrit Fischer, dessen Bücher ich selbst - peinlicherweise - aber noch nicht gelesen habe. Aber das muss ja nicht so bleiben. ;)
Auf ihn aufmerksam gemacht, hat mich übrigens Romy Fischer, die ich auch schon gelöchert habe. In dem Fall auch Danke an Romy.
Hallo
Gerrit,
erstmal
vielen lieben Dank, dass du dich dazu bereit erklärt hast, mir ein
paar Fragen zu beantworten.
Stell
dich doch bitte erst einmal in ein paar Sätzen vor, damit meine
Leser auch wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun bekommen, bevor
ich damit beginne, dir ein paar Löcher in den Bauch zu fragen.
Hallo,
mein Name ist Gerrit Fischer, ich wurde 1974 in Schwalmstadt in
Nordhessen geboren und lebe seit 1997 in der hessischen Kurstadt Bad
Nauheim. 2010 habe ich meinen Debütroman Adria-Express und 2012 den
Toskana-Roman Coccobello veröffentlicht. Momentan arbeite ich an
meinem dritten Roman. Zwischendurch habe ich einige Kurztexte z.B.
für Anthologien verfasst.
1.
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und wer oder was hat dich
dazu animiert?
Früher
habe ich bereits Fußball-Kolumnen im Internet geschrieben. Aber als
ich an die aufregende Zeit zurückdachte, in der ich mit meinen
Freunden mit dem Nachtzug unterwegs war, habe ich die Idee gehabt,
daraus einen Roman zu basteln. 2008 habe ich angefangen, mich
ernsthaft mit dem Schreiben zu beschäftigen.
2.
Hast du schon einige der Orte besuchen können, die du in deinen
Bücher beschreibst? Wenn ja, welcher ist dir dabei besonders in
Erinnerung geblieben und warum?
Mir
ist es immer wichtig, dass meine Geschichten sehr authentisch sind.
Auch wenn es fiktive Handlungen sind, sie hätten genau so passieren
können. Manches hat sich ja sogar tatsächlich real ereignet. Und
deshalb ist klar, dass ich alle Handlungsorte selbst gut kenne. Drei
Orte haben für mich dabei eine besondere Bedeutung: Riccione, weil
es quasi meine zweite Heimat ist. Manarola, weil es für mich eine
der schönsten Ecken Italiens ist und ich dort auf einer ruhigen
Terrasse über dem Meer teilweise den Coccobello geschrieben habe und
schließlich Siena, weil diese Stadt einfach eine ganz besondere
Ausstrahlung hat.
3.
Wie läuft so ein Schreibnachmittag bei dir ab? Brauchst du dafür
völlige Ruhe oder hast du Musik im Hintergrund laufen? Machst du dir
vorher Notizen zu den jeweiligen Kapiteln? Hast du ein bestimmtes
Ritual, was das Schreiben an sich angeht?
Wenn
ich wirklich nur kreativ schreibe, dann bin ich gerne irgendwo mitten
im Leben. Das kann ein Straßencafé sein, das kann in einem Park
oder im Zug oder wo auch immer sein. Mich inspiriert es, beim
Schreiben Menschen zu beobachten. Perfekt ist es natürlich wenn man
sich genau an dem Ort befindet, über den man gerade schreibt. Das
war sehr oft in der Toskana der Fall. Meine Kurzgeschichte „Die
MeErkenntnis“ habe ich zum Beispiel auch direkt am Handlungsort,
dem Hafen von Riccione, geschrieben. Musik nutze ich oft, um mich in
die Stimmungen zu versetzen, die ich fürs Schreiben brauche.
Entweder direkt beim Schreiben oder mit einem Spaziergang mit Musik
vor dem Schreiben.
Wenn
es dann aber um das Überarbeiten geht, dann bevorzuge ich die Ruhe
des heimischen Schreibtischs. Das ist dann ja auch eher der
handwerkliche Part.
4.
Hast du selbst einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?
Ich
mag die Bücher von Edgar Rai, vor allem „Nächsten Sommer“. Ein
tolles Buch, was momentan übrigens verfilmt wird.
5.
Welches ist dein größter – mit dem Schreiben verbundener -
Traum?
Mir
hat es bisher gut getan, keine große Erwartungshaltung zu haben.
Aber klar, einen Traum darf man haben. Und das ist die Verfilmung
meiner Bücher. Ich habe mir immer gut Matthias Schweighöfer als
meinen Protagonisten vorstellen können, aber so langsam wird er zu
alt für die Rolle
Aber ich glaube, meine Bücher wären auch sehr erfolgreiche Filme.
Ich hätte da so einige Ideen, wie man das umsetzen könnte. Mit viel
Musik, traumhaften Aufnahmen, lustig und nachdenklich zugleich,
richtig schöne Roadmovies wären das.
6.
Bestimmst du die Titel deiner Bücher selbst oder holst du dir dabei
Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer, die dir nahe stehen oder
deiner Leser?
Da
bin ich sehr eigen. Ich mag es nicht, wenn meine Bücher solche
Allerweltsnamen tragen. Bei Adria-Express war die Sache von Anfang an
klar. So heißt der Nachtzug, mit dem meine Figur in ein anderes
Leben flüchtet. Diesen Nachtzug gab es wirklich und ich habe viele
Kindheitserinnerungen daran, wie wir mit ihm in den Urlaub gefahren
sind. Später haben wir mit den Jungs in diesen Zügen viele Leute
kennengelernt und schöne Partys gefeiert. Den Namen Coccobello fand
ich irgendwie auch toll, das rufen die Kokosnussverkäufer am
Adria-Strand. Und ich habe dann einfach den VW-Bulli, mit dem es
durch die Toskana geht, so getauft und ihm einen entsprechenden
Schriftzug verpassen lassen.
Mein
neuer Roman hat so einen ungewöhnlichen Namen, dass mir alle davon
abraten. Aber er hat eine besondere Bedeutung und einen klaren Bezug
zur Geschichte. Deshalb werde ich ihn so nennen. Man kann nicht immer
nur nach Marketinggesichtspunkten entscheiden, sonst würden meine
Bücher „Sex im Adria-Express“ und „10 Kilo abnehmen im
Coccobello in fünf Tagen“ heißen.
7.
Wie lange schreibst du ungefähr an einem Buch und welches liegt dir
besonders am Herzen?
Ich
brauche zwei Jahre, um einen Roman zu schreiben, zu überarbeiten und
zu veröffentlichen. Da sind dann kreative Schaffenspausen dabei, die
mir helfen, immer frisch mit Spaß an der Sache zu bleiben. Da sind
Lektoratsphasen und Testleserphasen dabei. Man darf es sich also
nicht so vorstellen, dass ich am Stück so einen Roman schreibe. Da
gibt es bei mir viele Unterbrechungen.
8.
Entwirfst du deine Buchcover selbst oder übernimmt das jemand
anders?
Bisher
habe ich die Coverbilder selbst gemacht und wirklich 100% des Buches,
mit Ausnahme der Illustrationen, selbst gestaltet. Fürs neue Buch
habe ich ein Foto in Auftrag gegeben. Darüber verrate ich mehr, wenn
das Buch fertig ist.
9.
Wenn du kein Autor geworden wärst, womit würdet du dann jetzt deine
Bücher verdienen bzw. reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher,
um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?
Ich
schreibe nebenberuflich und das gibt mir auch die Freiheit, mich
nicht unter Druck setzen zu müssen. Sei es beim Blick auf
Veröffentlichungszyklen oder Verkaufszahlen. Bei mir steht der Spaß
im Vordergrund.
10.
Hast du schon mal eine Lesung organisiert oder würdest du gerne mal
eine für deine Leser veranstalten?
Ich
bin sehr aktiv, was Lesungen betrifft. Dieses Jahr habe ich bereits
jetzt 14 feste Lesungstermine. Für mich ist der direkte Kontakt zu
den Lesern sehr wichtig. Meine „Lesetour 2014“ führt mich zu
ganz unterschiedlichen tollen Leseorten. Als nächstes steht eine
Lesung in einer kleinen Kapelle in der Eifel auf dem Programm und
dann geht’s an einen Leuchtturm bei Kiel.
11.
Wenn du nicht gerade schreibst, womit verbringst du deine
Nachmittage? Hast du ein Hobby, welches dir neben dem Schreiben sehr
am Herzen liegt?
Das
Schreiben kostet mit seiner ganzen Bandbreite von der
Lesungsorganisation bis zur Vermarktung eine Menge Zeit, wenn man es
neben einem Hauptberuf ausübt. Da bleibt im Alltag nicht mehr ganz
so viel Zeit. Ich interessiere mich aber sehr für Fußball, habe
vier Wellensittiche, reise gerne und bin auch ganz gerne mal einfach
nur faul.
12.
Wenn du die Chance hättest, einer deiner Charaktere aus deinen
Büchern zu sein, wen würdest du wählen?
Trotz
aller Höhen und Tiefen, die Tim in meinen Büchern erlebt, würde
ich mich wohl für Tim entscheiden. Diesen Ausbruch aus dem Alltag zu
wagen, gestaltet sich in der Realität ja doch etwas schwer. Es war
schon aufregend, als Autor in seine Welt abzutauchen.
13.
Kann deiner Meinung nach jeder ein Buch schreiben oder braucht es
dafür bestimmte Voraussetzungen?
Eine
gute Frage, über die ich ein bisschen nachdenken musste.
Grundsätzlich kann das wahrscheinlich jeder, aber je weniger Talent
man dafür hat, desto härter und intensiver muss man das
Geschriebene dann handwerklich überarbeiten und überarbeiten
lassen. Außerdem muss man differenzieren: Um was für ein Buch
handelt es sich? Sachbuch? Roman? Kurzgeschichte? Wer einen Roman
schreiben will und kein Talent für Kreativität und Ideenreichtum
hat, der wird wahrscheinlich kein fesselndes Buch erschaffen können.
Aber ein Sachbuch über ein Thema, bei dem man Experte ist, könnte
man trotzdem veröffentlichen. Und wer nicht viel von Fakten hält,
könnte sich in der Fantasy austoben. Aber generell ist es doch so,
dass man meist das mit Spaß macht, was man auch ganz gut an. Ich
finde zum Beispiel singen toll. Aber man wird mich nie singen hören,
weil ich das keinem antun kann.
Vielen Dank lieber Gerrit,
dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich
wünsche dir alles Gute und werde mich nun selbst erstmal darum
kümmern, an eines deiner Werke zu gelangen. :D
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Kommentare sind immer gerne gesehen, aber bitte angemessen. Sie müssen ausserdem von mir erst freigeschaltet werden, bevor sie sichtbar werden.
Mit der Abgabe eines Kommentars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung der Daten gemäß des DSGVO einverstanden.
Ein Widerspruch gegen die Verarbeitung ist möglich.