.. geht in die nächste Runde. Diesmal habe ich mir wieder eine Autorin ausgesucht. Vielleicht kennt sie einer von euch ja sogar.
Christine Spindler aka Tina Zang.
Hallo Tina,
erstmal vielen lieben Dank, dass du
dich dazu bereit erklärt hast, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Stell dich doch bitte erst einmal in
ein paar Sätzen vor, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es
überhaupt zu tun bekommen, bevor ich damit beginne, dir ein paar
Löcher in den Bauch zu fragen.
Danke für die Einladung, liebe
Melanie. Ich heiße Christine Spindler und schreibe Krimis, Fantasy,
Kinder- und Jugendbücher und Liebesromane. Dazu verwende ich
verschiedene Pseudonyme: Tina Zang, Kris B., Julianne Sands. Seit Mai
2014 habe ich einen eigenen Verlag, 26|books. Ich bin sehr glücklich
mit meinem Beruf und hoffe, ihn noch lange lange lange ausüben zu
können.
1. Wann hast du mit dem Schreiben
angefangen und wer oder was hat dich dazu animiert?
Als Hobby habe ich damit mit ca. 10
Jahren angefangen. Mein erstes Buch hieß „Miralikalipfefferzucker“
und handelte von einem Außerirdischen, der auf der Erde eine neue
Familie findet. Also ein bisschen wie Alf, allerdings viel früher,
denn damals hatten wir noch nicht mal Farbfernsehen.
Als Beruf habe ich es erst relativ spät
angefangen, mit 35 Jahren. Dann aber mit viel Schwung und noch mehr
Träumen.
Wenn man kreativ sein will, ist es
immer gut, wenn einen jemand unterstützt. Als Kind wurde ich von
meinen Eltern unterstützt, die beide auch gern geschrieben haben.
Und jetzt als Erwachsene von meinem Mann, der alle meine Manuskripte
als erster zusehen bekommt.
2. Hast du schon einige der Orte
besuchen können, die du in deinen Bücher beschreibst? Wenn ja,
welcher ist dir dabei besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Meist besuche ich zuerst die Orte, dann
tauchen sie in meinen Büchern auf. Orte inspirieren mich, ich sehe
die Geschichten sozusagen, bevor ich sie aufschreibe. In London stand
ich mal eine geschlagene Stunde am Rand eines Parks, versunken in die
Betrachtung eines Hauses, in dem sich ein Verbrechen abspielte …
nicht in echt, sondern in meiner Fantasie.
Schöne Erinnerungen habe ich an
Teneriffa, die Algarve, Oxford und Mailand.
3. Wie läuft so ein Schreibnachmittag
bei dir ab? Brauchst du dafür völlige Ruhe oder hast du Musik im
Hintergrund laufen? Machst du dir vorher Notizen zu den jeweiligen
Kapiteln? Hast du ein bestimmtes Ritual, was das Schreiben an sich
angeht?
Mein Schreibtag ist eher chaotisch als
organisiert. Hauptsache, ich habe am Abend mein Pensum geschafft. Das
teile ich mir jeden Tag so ein, wie es gerade passt oder wie ich Lust
habe. Wichtig ist das morgendliche Diktieren kurz nach dem Aufwachen.
Da habe ich die besten Ideen. Das sind dann sozusagen meine
gesprochenen Notizen. Mein liebstes Ritual: unseren Kater Pinselchen
streicheln, mit ihm reden, bis er schnurrend eingeschlafen ist, und
dann gemütlich zum Schreibtisch rübergehen und loslegen.
4. Hast du selbst einen Lieblingsautor
oder ein Lieblingsbuch?
Viele viele viele … und ich entdecke
immer wieder neue. „Mein Sommer nebenan“ von Huntley Fitzpatrick
fand ich wunderschön. Und ich mag alles von Siobhan Dowd, die viel
zu früh gestorben ist.
5. Welches ist dein größter – mit
dem Schreiben verbundener - Traum?
Eine Verfilmung. Und dieser Traum ist
sogar schon in greifbare Nähe gerückt, denn ich habe die Filmoption
für den Karatehamster vergeben und das Drehbuch ist bereits in
Arbeit.
6. Bestimmst du die Titel deiner Bücher
selbst oder holst du dir dabei Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer,
die dir nahe stehen oder deiner Leser?
Wenn ich ein Buch anfange, bekommt es
einen Arbeitstitel, meist den Namen der Hauptperson. Während die
Geschichte wächst, fallen mir immer wieder neue Titel ein, die ich
notiere. Ganz am Ende weiß ich dann, welcher am besten passt.
Verlage wollen den Titel manchmal ändern – wenn ein besserer
Vorschlag kommt, sage ich nicht nein.
7. Wie lange schreibst du ungefähr an
einem Buch und welches liegt dir besonders am Herzen?
Zwischen 2 Monaten und 2 Jahren – je
nach Umfang, aber auch je nachdem, wie komplex das Thema ist.
Manchmal muss ich ein Buch eine Weile ruhen lassen, bevor ich daran
weiterarbeiten kann. Ganz besonders liegt mir „Mond aus Glas“ am
Herzen, es ist mein persönlichstes Buch. Bei Lesungen daraus habe
ich immer ein Taschentuch parat, weil es zwei Stellen gibt, an denen
ich jedes Mal Tränen in den Augen habe, so sehr berührt es mich
immer noch.
8. Entwirfst du deine Buchcover selbst
oder übernimmt das jemand anders?
Früher haben die Verlage meine
Buchcover in Auftrag gegeben. Seit ich einen eigenen Verlag habe,
gestaltet meine Tochter die Cover. Sie hat einen Designberuf gelernt.
Wir suchen gemeinsam das Motiv aus, dann macht sie sich an die
Feinarbeit.
9. Wenn du keine Autorin geworden
wärst, womit würdet du dann jetzt deine Brötchen verdienen bzw.
reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher, um deinen
Lebensunterhalt zu bestreiten?
Ich bin Fremdsprachenkorrespondentin
und habe in einem Übersetzungsbüro gearbeitet. Vermutlich würde
ich heute noch etwas in der Art machen. Zum Glück kann ich vom
Schreiben leben, wobei Übersetzen nach wie vor dazugehört. Ich
übersetze ca. 4 bis 6 Kinder- und Jugendbücher im Jahr.
10. Hast du schon mal eine Lesung
organisiert oder würdest du gerne mal eine für deine Leser
veranstalten?
Ich habe in den letzten 12 Jahren viele
Lesungen gemacht, besonders an Schulen, meist aus der
Karatehamster-Reihe. Das macht sehr großen Spaß, weil Kinder ein
tolles Publikum sind.
11. Wenn du nicht gerade schreibst,
womit verbringst du deine Nachmittage? Hast du ein Hobby, welches dir
neben dem Schreiben sehr am Herzen liegt?
Ich mache sehr gern Musik: ich spiele
Klavier, Gitarre und Keyboard. Kürzlich habe ich eine Sansula
geschenkt bekommen. Absolut faszinierend. Und seit Neuestem habe ich
eine Ukulele – Gott, ist die niedlich! Außerdem singe ich viel und
nehme auch Stunden bei einem Vocal Coach.
Außerdem male ich zum Zeitvertreib,
meist abstrakt, weil das sehr befreiend und spielerisch ist.
12. Wenn du dir Chance hättest, einer
deiner Charaktere aus deinen Büchern zu sein.. wen würdest du
wählen?
Ich wähle Flora aus „Total
durchgeknallt, die Jungs!“ Sie kann Salsa tanzen, und das würde
ich gerne können. Außerdem ist sie jung und frisch verliebt, das
wäre ich manchmal auch gerne wieder.
13. Kann deiner Meinung nach jeder ein
Buch schreiben oder braucht es dafür bestimmte Voraussetzungen?
Ein paar Voraussetzungen sollte man
schon mitbringen, z.B. Disziplin – sonst hält man einen Roman
nicht bis zum Ende durch. Man braucht Liebe zur Sprache und den
Wunsch sich ständig weiterzubilden (z.B. in Schreibseminaren etc.).
Und ich denke, ein gewisses Talent gehört auch dazu, wie bei allen
kreativen Berufen.
14. Und zu guter Letzt, wenn man sich
z.B. „Ausgerechnet Liebe.“, anschaut.. wie stehst du zu dem Thema
Notlügen? Denkst du, sie sind ab und an vielleicht sogar angebracht
oder ein absolutes No-Go?
Notlügen sind völlig okay. Es gibt ja
Untersuchungen, die belegen, dass jeder Mensch am Tag viele Notlügen
benutzt und dass sie sogar ein wichtiger sozialer Schmierstoff sind,
der allzu heftige Reibereien verhindert. Menschen, die immer
„schonungslos“ ehrlich sind, tun sich im Umgang mit anderen oft
schwer. Die Notlügen dürfen aber niemandem schaden, sie sollten
keine Ängste und echten Probleme kaschieren, sonst verhindern sie,
dass man Konflikte mit sich und seinem Umfeld in Angriff nimmt und
löst.
Vielen Dank liebe Tina, dass du dir
Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir
alles Gute und werde mich selbstverständlich auch in Zukunft mit
deinen Büchern beschäftigen.
Freu mich schon darauf.
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