Schon ein Loch im Bauch, Carmen Schneider?

Da bin ich schon wieder und ich habe ein neues Interview im Gepäck.
Eigentlich sogar zwei, aber das zweite wird morgen erst online gehen.
Beginnen möchte ich mit Carmen Schneider. Erst vor kurzem habe ich ja ihren Roman "Der Gezeitenwald" rezensiert und da habe ich die Chance natürlich gleich genutzt und habe auch versucht, Carmen ein Loch in den Bauch zu fragen.
Einige der Fragen hat sie direkt zusammengefasst und einige auch gar nicht beantwortet. Ich werde es so belassen und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.


Hallo liebe Carmen,
erstmal vielen lieben Dank, dass du dich dazu bereit erklärt hast, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Stell dich doch bitte erst einmal in ein paar Sätzen vor, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun bekommen.
Danach werde ich damit beginnen, dir ein paar Löcher in den Bauch zu fragen.


1. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und wer oder was hat dich dazu animiert?
4. Hast du selbst einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?
5. Welches ist dein größter – mit dem Schreiben verbundener - Traum?
9. Wenn du keine Autorin geworden wärst, womit würdet du dann jetzt deine Geld verdienen bzw. reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Eigentlich bin ich von Beruf Erzieherin. 2016 habe ich mein erstes Buch veröffentlicht. Es ist also kein Wunder, dass es zunächst ein Kinderbuch war.

Bücher waren schon seit meiner Schulzeit ein wichtiges Element in meinem Leben. Im Leistungskurs Deutsch bin ich dann in der Schule so richtig aufgegangen und habe als Jugendliche meine ersten Gedichte und Kurzgeschichten verfasst, die allerdings außer mir noch keiner zu lesen bekommen hat.
Meine einzige Erklärung für die Frage, warum ich dann nicht ein entsprechendes Studium absolviert habe, kann ich nur mit meiner Faszination für die Entwicklung eines Kindes beantworten, die zu dieser Zeit einen Tick größer gewesen sein muss. Deswegen entschied ich mich für den Beruf der Erzieherin. Im Rahmen der Ausbildung bin ich mit unzählbar vielen Kinderbüchern in Berührung gekommen. Zwei davon, die meiner Meinung nach gar nicht nur Kinderbücher sind, haben mich besonders beeinflusst. „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry und „Das kleine Ich bin Ich“ von Mira Lobe. Wenn Bücher mich faszinieren und einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen, dann haben sie mir etwas gegeben, was mich mein Leben lang begleitet. Das ist bei diesen beiden Büchern eindeutig der Fall. So ein Buch selbst zu schreiben, davon habe ich immer geträumt
Die Frage nach meinem liebsten Romanhelden ist damit eigentlich auch beantwortet: „Der kleine Prinz“ und das kleine „Ich-bin-Ich“ und dann wäre da noch Frederick, der Farben für den Winter sammelt, damit seine Mausfamilie auch in dunklen Zeiten die guten Dinge und die Freude nicht vergisst!

 
3. Wie läuft so ein Schreibnachmittag bei dir ab? Brauchst du dafür völlige Ruhe oder hast du Musik im Hintergrund laufen? Machst du dir vorher Notizen zu den jeweiligen Kapiteln? Hast du ein bestimmtes Ritual, was das Schreiben an sich angeht? 

Schreiben und Lesen mache ich am liebsten draußen, allerdings nur im Frühjahr und Sommer. Wenn das nicht geht, dann zumindest mit Blick auf die Natur. Da habe ich die meisten Inspirationen. Sie hat einem so viel zu bieten, wenn man sie bewusst wahrnimmt, versucht zur Ruhe zu kommen und seinen Gedanken erlaubt, ohne Druck ziellos umherzuschweifen.
Zunächst ist mir bei jeder Geschichte wichtig, dass sie den Lesern etwas gibt. Ich erzähle nicht nur, um für einige Augenblicke die Zeit zu vertreiben. Sie sollen nach Möglichkeit berühren und bleibende Eindrücke, vielleicht sogar Anstöße zu Veränderung hinterlassen. So entstand mein erstes Buch „Das Lebkuchenhaus“, das vordergründig ein Advents- und Weihnachtsbuch ist. Durch seine 24 Kapitel eignet es sich als Adventskalender. Obwohl es als Kinderbuch deklariert ist, habe ich auch da großen Wert auf den Ausdruck gelegt. Mein Ziel war ein Buch, dass Kinder und Erwachsene bzw. die Eltern inhaltlich anspricht aber durch die gehobene Sprache und den bewussten Einsatz schwieriger Wörter einen Dialog und gemeinsames Lesen von Kindern und Eltern fördern sollte, damit der Inhalt dieses Buches (Wichtigkeit gemeinsamer Zeit) gleich angestoßen wird.
Bei meinem zweiten Buch „Der Gezeitenwald - Dunkelherz“ erging es mir ähnlich. Erst kam der Gedanke: Was möchte ich weitergeben? Und dann erst: In welche Geschichte kann ich das einfügen. In Dunkelherz geht es darum, in schweren Situationen nicht den Mut und den Glauben an das Gute im Leben zu verlieren. Es ist ein Mix aus realem Schicksal und Märchenkomponenten.
In „Der Gezeitenwald - Frühlingsseele“ muss sich eine der Hauptfiguren, die man schon aus Dunkelherz kennt (Desmond) mit der Frage auseinandersetzen, was für ihn Liebe bedeutet.
Mit „Wie das Leben so spielt“, das gerade erst im Februar erschienen ist, habe ich mich an ein schwieriges Thema herangewagt. Es geht um Depression und Panikattacken, von denen immer mehr Menschen betroffen sind. Dieses Buch soll dafür sensibilisieren und Betroffenen Mut machen, nicht aufzugeben und sich Hilfe zu holen. Bei Angehörigen und Außenstehenden erhoffe ich mir, dass es Verständnis wecken wird.
Wenn ich eine Geschichte beginne, kenne ich den Anfang und das Ende. Dann habe ich einige einzelne Szenen im Kopf. Alles andere, was dazwischen liegt, entwickelt sich im Schreibprozess. Es ist wie ein Film im Kopf. Ich schaue mir einfach an, was als nächstes passiert. Meinen Film in Worte zu fassen ist viel schwieriger. Mein Anspruch an die Formulierung bremst mich ein wenig aus. Ich kann immer erst weiter schreiben, wenn mir jeder Satz bezüglich Wortwahl und Sprachrhythmus richtig gefällt. Dafür ist dann aber die Zeit für die notwendige Nachbereitung kürzer.
In meine Bücher sind bisher viele persönliche Erfahrungen, Begegnungen und Momentaufnahmen eingeflossen. Ich habe noch kein Thema verarbeitet, für das ich ausführlich recherchieren musste.
Alles Mögliche kann mich inspirieren. Menschen, die mir begegnen, eine Schnecke, die meinen Weg kreuzt, Worte, die mir im Vorbeigehen zufliegen. Auf einmal blitzen einzelne Momentaufnahmen oder Situationen auf und ich weiß, dass sie bedeutend sind und wert, in meine Geschichten einzufließen.

6. Bestimmst du die Titel deiner Bücher selbst oder holst du dir dabei Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer, die dir nahe stehen oder deiner Leser?
7. Wie lange schreibst du ungefähr an einem Buch und welches liegt dir besonders am Herzen?
8. Entwirfst du deine Buchcover selbst oder übernimmt das jemand anders?
9. Wenn du keine Autorin geworden wärst, womit würdet du dann jetzt deine Geld verdienen bzw. reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Bei meinen Büchern bin ich ziemlich eigen. Da meine Familie natürlich unmittelbar meine Arbeiten an den Büchern mitverfolgen kann, geben sie mir auch gerade bei den Titeln eines Buches, die neben den Covern oftmals schon über Interesse für oder Ablehnung eines Buches entscheiden, Anregungen. Aber letztlich treffe ich alle mein Entscheidungen selbst, damit ich mich mit Buch und Titel wohlfühle und auch selbst davon überzeugt bin. Meine Bücher sind mir alle wichtig und liegen mir gleichermaßen am Herzen. Wie lange ich an einem Buch schreibe hängt schlicht und maßgeblich davon ab, wie viel Zeit mit neben Arbeit und Familie bleibt. Von der Schreiberei leben kann ich nicht. Dafür bin ich zu unbekannt und habe auch nicht die privaten Mittel, große Werbemaßnahmen zu ergreifen. Das Schreiben ist leider mehr ein Hobby. Die Einnahmen fließen in der Regel direkt in die Gestaltung eines neuen Covers. Leider bin ich technisch überhaupt nicht begabt und könnte, sehr zu meinem Bedauern, niemals ein eigenes Cover gestalten. Damit beauftrage ich liebe Menschen, die wissen wie es geht und das professionell machen. Die einzige Ausnahme ist das Lebkuchenhaus. Das Cover für das Kinderbuch habe ich einfach selbst gemalt. Dafür brauchte ich kein technisches Know-how.

 
11. Wenn du dir Chance hättest, einer deiner Charaktere aus deinen Büchern zu sein.. wen würdest du wählen?

Ich wäre eindeutig Mia aus „Wie das Leben so spielt“. Eine Frau, die bei all ihrer Verletzlichkeit stark ist, wenn es darauf ankommt und an Wunder glaubt, anstatt aufzugeben.

14.Wie würdest du reagieren, wenn plötzlich eine deiner Buchfiguren an deiner Haustür klingeln würde?

Ich würde mich sehr freuen und ihn oder sie hereinbitten, um alle möglichen Fragen zu stellen oder auch selbst zu beantworten. So ein Austausch wäre unheimlich aufregend. Nur „Malacerba“ aus Frühlingsseele würde ich nicht hineinlassen. Ihr kann man auf keinen Fall trauen...

17. Als evtl. Selbstleser, hast du schon mal ein Buch abgebrochen oder gibst du jedem Buch eine Chance? 

Ich habe schon öfter ein Buch abgebrochen. Wenn es mich nicht erreicht oder mich irgendetwas beim Lesen stört, dann lege ich es zur Seite. Zeit ist so kostbar, dafür ist sie mir einfach zu schade.
  
19. Und zu guter Letzt.. Weil wir oben schon die Frage nach dem mit dem Schreiben verbundenen großen Traum hatten, welches ist dein größter – nicht mit dem Schreiben verbundener - Traum?

Neben meinem Traum, Bücher zu schreiben, die andere berühren, aber ich nur den noch größeren Traum, eines Tages davon leben zu können und mich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren.


Vielen Dank liebe Carmen, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir viele tolle Schreibstunden mit erfolgreichen Veröffentlichungen, die ich hoffentlich alle lesen werde.

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