Immer noch kein Loch im Bauch, Herr Krehl?

Hallo ihr Lesetierchen,
Heute hat sich das Grumpelchen mal wieder aus seinem Schrank getraut und anlässlich einer Blogtour, die auf Instagram stattfindet, bei Nick Krehl vorbei geschaut.
Es hat Nick schon ein Mal besucht und sich bei Keksen und Kaffee mit ihm unterhalten.
Jetzt hat sich Nic dazu entschlossen, seinen Roman "Romeo und Julian" neu aufzulegen, hat sich das Grumpelchen doch glatt nochmal auf den Weg gemacht, um ihn zu löchern.

Hallo Nick, 

Bevor wir anfangen, die wichtigste aller Fragen zuerst: Hast du Kaffee und Kekse dabei? Ohne Kaffee und Kekse funktioniert ein Grumpel nur halb so gut und du willst doch nicht, dass mir vor lauter Kaffeedurst gar keine Fragen einfallen. 

*reicht lächelnd dampfenden Kaffe und leckere Kekse rüber*
Klaro, Grumpelchen. Wir kennen einander ja schon ein bisschen und ich erinnere mich, dass du dich darüber freust. ^^

+Schlürf - und Kaugeräusche hallen durch den Raum, gefolgt von einem zufriedenen Seufzen +
Jetzt geht's mir besser und wir können endlich anfangen. 

Für die Leser, die dich noch nicht kennen, stell dich doch noch einmal vor:
Wer bist du? Was machst du und was viel wichtiger ist: Magst du Kaffee und Kekse auch so gerne wie ich?

Gern. Mein Name ist Joel Nicholas Krehl, ich bin achtunddreißig Jahre alt und neben meinem Vollzeitjob an einer Tankstelle bin ich Autor. Und aus vielerlei Gründen hätte ich nie gedacht, dass ich das mal so sagen würde. Zum einen, weil mein Outing als Mensch mit Transidentität/Transmann noch nicht sehr lange her ist und ich bis dahin noch als weiblich wahrgenommen wurde. Zum anderen, weil ich nie geglaubt habe, tatsächlich mal etwas von dem, was ich schreibe zu veröffentlichen. Aber zurück zum Wesentlichen: Dieses Jahr bin ich seit 25 Jahren mit meinem (ebenfalls Trans-)Mann zusammen. Wir haben zwei Hunde, mit denen wir gerne lange Wanderungen unternehmen. Ansonsten entfliehe ich gern an der Seite meiner Protagonisten dem Alltag und … Oh! Mist, warte. Das Wesentliche waren ja eigentlich Kekse und Kaffee… Also Kekse esse ich gern, muss mich aber zügeln, weil ich seit knapp zwei Jahren Diabetes habe und Insulin spritzen muss, um meinen Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Kaffee trinke ich manchmal. Meist dann, wenn ich echt platt bin. Ansonsten bin ich eher ein Red Bull-Junkie… Zero, versteht sich. ^^

Meine Besitzerin hat mir gesagt, dass sie ein großer Fan deines Buches ist und die Geschichte sehr geliebt hat.
Woher hattest du die Inspiration dafür und wieviel Eigenanteil steckt in deinem Werk? 

Du ahnst nicht, wie sehr mich das freut, dass „Romeo und Julian“ deiner Besitzerin so gut gefallen hat. Es ehrt mich und macht mich echt happy. Danke dafür.
Die Inspiration habe ich letztendlich aus vielen unterschiedlichen Dingen gezogen. Einige davon wurden mir erst kürzlich bewusst, als ich so über die Entstehungsgeschichte nachdachte. Den Ursprung hatte die Idee zum Buch bereits, als ich zarte sechzehn war. Damals las ich ein Buch über zwei homosexuelle Jungs. Der Umstand, dass ich mir einiges am Verlauf der Geschichte anders gewünscht hätte, führte dann zu der Idee einfach meine eigene Geschichte zu schreiben. Mit sechzehn war ich ein großer Echt-Fan, was dazu führte, dass ich den Film „Crazy“ damals geschaut hatte. So kam die Idee mit dem Internat zustande. Ein weiterer Film, den ich zuvor nahezu gesuchtet hatte, war eben Romeo und Julia (ja, ich gebe zu, ich war in Leo verknallt) und so war die Idee geboren, dass es da um ein Theaterstück gehen könnte.

Warum es um zwei Jungs geht, die homosexuell sind … mh, ich denke, das erklärt sich von selbst. Hier steckt dann auch schon der erste Eigenanteil drin. Ich bezeichne mich und meinen Mann ja durchaus als schwul, von daher …

Generell das ganze Thema der Selbstfindung, die innere Zerrissenheit mancher Charaktere. Da steckt schon viel von mir selbst drin.
Aber auch andere Dinge verarbeite ich wohl in dem Buch. Die Erfahrung, wie es ist wirklich von der ganzen Schule gemobbt zu werden, während die Lehrer mehr oder weniger wegsehen und sich lieber selbst das Maul über einen zerreißen.
Hier ausnehmen möchte ich meinen Klassenlehrer, sowie zwei oder drei Ausnahmen.
Dann sind da natürlich Charaktereigenschaften, die mich auch sehr widerspiegeln. Losis Harmoniesucht, Pascals Direktheit, Nicks Impulsivität in manchen Momenten.
Der Sarkasmus, sowie der Humor, der in der Story steckt, genau wie die Nachdenklichkeit und die Angst. Das bin alles ein bisschen ich. ^^

1. Wieso hast  du dich für eine Neuauflage entschieden und was hat sich verändert? ( Meine Besitzerin weiß es natürlich, aber ihre Leser vielleicht nicht. )

*seufzt niedergeschlagen* Ja, das ist so eine Sache. Von einer Entscheidung kann da leider nicht die Rede sein. Mich ereilte im vergangen Herbst die Nachricht, dass sich mein alter Verlag leider auflösen werde. Ab diesem Moment stand „Romeo und Julian – Theaterstück Leben“ ohne Zuhause da. Mein jetziger Verlag, der Wreaders Verlag bot mir sofort an, mein Buch zu übernehmen, so wie auch andere aus dem Hause Toria. Ich war damals aber so sehr am Boden zerstört, verwirrt und planlos, dass ich das erst mal abgelehnt habe. Gott sein Dank wurden wir aber nach erneuten Gesprächen doch einig, sodass mein Buchbaby jetzt ein neues Zuhause bei Wreaders gefunden hat. Am Inhalt hat sich nicht viel verändert. Die beiden Zusatzkapitel sind weggefallen, aber da such ich noch nach einer Lösung, wie ich die irgendwie dauerhaft für meine Leser zugänglich machen kann. Außerdem hat das Buch ein neues Cover bekommen und innen gibt es nun schöne Kapitel- und Seitenzierden.  

2. Wie lange hast du insgesamt an dem Buch gearbeitet und wie lief das ab? Mit Kaffee und Keksen? Mit Musik im Hintergrund?
Oder hast du dir Inspirationen geholt, in dem du dir vielleicht irgendwelche Theaterstücke oder Orte, an denen die Geschichte spielt, angeguckt hast?  

Oh je … Ich bin da echt kein gutes Beispiel für einen Musterautor, fürchte ich. Die meisten wissen ja immer genau, an welchem Tag sie angefangen haben zu schreiben und wann sie es beendet haben, aber ich … ähm… ich muss schätzen. Ich denke so zwischen einem dreiviertel Jahr und einem Jahr hat es gedauert, bis ich die erste Fassung fertig hatte. Dann kam die Überarbeitung mit einer Freundin, dann das Lektorat und Korrektorat … das waren dann zusammen nochmal sechs Monate bestimmt.

Ich schreibe immer mit Musik. Dabei höre ich querbeet meine Songs auf dem PC durch und drücke vor, was nicht zur aktuellen Stimmung passt. Manchmal nasche ich dabei … Kekse, Chips, Oliven, Schoki, alles worauf ich so Lust bekomme. Manchmal vergesse ich beim Schreiben aber auch Essen und Trinken, sodass mein Mann mir dann ab und an was hinstellt, damit ich nicht verhungere oder verdurste. ^^ Red Bull darf nie fehlen. Im Winter gern auch Tee oder – nicht sehr vorbildlich, aber auch eher selten – mal ein Glas Wein oder Sekt.

Theaterstücke habe ich nicht angeschaut, nein, aber die sind ja auch nicht allzu vordergründig im Buch. Orte leider auch nicht – die meisten sind ja auch frei erfunden. Obwohl ich irgendwann mal nach Stuttgart und auch nach Heiligenberg möchte. Einfach, um mal dagewesen zu sein. ^^

3. Hast du dir beim Cover Hilfe geholt oder hast du es komplett alleine gestaltet? Und warum hast du ausgerechnet diese Farbkombinationen gewählt? 


Die Cover werden ja von den Verlagsgrafiker*innen angefertigt. Klar in Absprache mit mir, sprich ich darf Wünsche und Vorstellungen äußern und der Verlag und die Grafiker*innen schauen dann, wie sich da umsetzen lässt.
Mein Herzenscover (das der ersten Auflage) hat damals mein Mann gestaltet, weil ich was Cover betrifft sehr eigensinnig bin/war.
Das jetzige, das mir aber auch sehr gut gefällt, ist von der lieben Jenny vom Wreaders Verlag. Ich wollte es gern in blau mit schwarzen Silhouetten, weil das meiner Meinung nach am besten zur Stimmung des Buches passt. Deine Besitzerin weiß bestimmt, was ich meine, denn „Romeo und Julian“ ist ja irgendwie doch so einiges mehr als eine Liebesgeschichte.

4. Hast du dieses Jahr noch weitere Veröffentlichungen geplant oder wird die Neuauflage deine einzige sein? 

Ich fürchte für dieses Jahr bleibt es wohl meine einzige.
Obwohl ich mich da nicht festlegen möchte. „Zwischen Master und Desaster“ ist fertig geschrieben und bedarf eigentlich „nur noch“ einer Korrektur.
Das werde ich vermutlich im SP rausbringen, weil … ja, ich bin eigensinnig. :-p
Ich fürchte einfach, das ein Verlag mir da zu viel der Charakterentwicklung kürzen und sich mehr auf andere Aspekte des Buches konzentrieren würde.
Mir gefällt es aber so, wie es ist und ich möchte es genauso belassen … also, natürlich ohne die Fehler. ^^

5. Denkst du jeder hat das Zeug ein Buch zu schreiben? Und hast du Tipps gegen mangelndes Selbstbewusstsein? ( Psst, ich sollte dir das nicht verraten, aber meine Besitzerin denkt sich vieles schon kaputt, bevor es passiert ist oder dass sie nicht gut genug ist. Vielleicht hast du da den einen oder anderen Tipp, wie sie das zumindest ein wenig in den Griff kriegen oder unterdrücken kann?!) 

Das sagt man ja, dass jeder ein Buch schreiben kann … Was ich darüber denke? Schwierig. Ich glaube schon, dass das Erzählen dem einen mehr, dem anderen weniger im Blut liegt. Ich glaube also, dass es für einige mehr Arbeit da hin zu kommen, wo andere schon starten. Möglicherweise kann jeder ein Buch schreiben, ich weiß es nicht, aber ich denke, dass es für manche ein weiterer Weg ist, ein/e gute/r Autor/in zu werden, als für andere.

Tipps für deine Besitzerin, ach Grumpelchen da fragst du echt den Richtigen. *lacht verzweifelt*
Wenn ich meinen Mann und meine beste Freundin nicht hätte, die mir ständig sagen, dass ich schreiben kann und dass meine Geschichten in die Welt hinaus gehören, dann hätte ich bis heute noch nicht den Mut, etwas zu veröffentlichen.
Ich verstehe deine Besitzerin mit dem Zerdenken sehr gut. Allerdings dreht es sich da bei mir


auch eher um das „Bin ich gut genug?“.
Beim Schreiben lasse ich mich an und für sich immer auf meine Charaktere ein. Die leiten mich. Ich fühle sie nur, begleite sie, erzähle ihre Geschichten.

Aber mir hat es unglaublich gut getan, mit meiner Freundin ein Betaleseverhältnis zu schaffen. Sie liest meine Texte Probe, ich ihre. Vielleicht hilft es deiner Besitzerin ja, wenn sie sich jemanden sucht, den sie schätzt und der auch Ahnung vom Schreiben hat, mit dem sie ähnliches schaffen kann. Mich hat das unglaublich weiter gebracht. Ich habe dazu gelernt, tue es immer noch, und habe gleichzeitig gemerkt, dass ich nicht so wenig kann, wie ich immer dachte. Und im Große und Ganzen kann ich deiner Besitzerin nur sagen, dass es meistens nur unsere eigenen Ansprüche sind, denen wir nicht gerecht werden. Deshalb, Grumpelchen, sag ihr doch einfach mal öfter: Du bist genug!

6. Wenn du die Wahl hättest, dir einen DER großen Publikumsverlage für eine Veröffentlichung auszusuchen, welchen würdest du wählen und warum? 

Oh, da erwischst du mich wieder auf dem völlig falschen Fuß. ^^
Ehrlich gesagt: Ich bin ein Verlagsschisser. Es ist absurd, denn einerseits träume ich natürlich davon, irgendwann mal bei einem großen Verlag zu veröffentlichen. Ich meine, wer tut das nicht? Andererseits habe ich unglaubliche Angst vor den Zugeständnissen, die ich dann vielleicht machen müsste: Kürzungen, Cover gefällt gar nicht, Illustrationen, die ich nicht mag etc.
Deshalb liebäugle ich zurzeit echt mit der SP-Option.
Wenn ich aber wählen müsste, käme das aber auch darauf an, welche meiner Werke ich veröffentlichen möchte. Und da gibt es eigentlich nur einen, bei dem ich denke: Joa, da wären alle bestimmt gut aufgehoben und auch passend und das ist Piper. Das wäre schon ein Traum. <3

7. Wo hältst du deine Ideen fest? Nutzt du Post it's oder hast du auch drölfzighundert Notizbücher wie meine Besitzerin? 

Meistens … in meinem Kopf. Wenn ich wirklich Angst habe, muss entweder ein Notizzettel her, der dann an meiner Pinnwand neben dem Schreibtisch endet oder, wenn ich eh am PC sitze halte ich es im Programm „Manuskript“ fest.
Aber das meiste ist einfach in meinem Kopf. (Und ja, es ist verdammt voll da – zu voll. Der Grund, aus dem ich oft schlecht schlafe, schätze ich.)

8. Welche Jahreszeit ist dir am liebsten? Frühling , wenn die Natur erwacht oder eher der Winter, in denen man sich selbst Zuhause wie in einem Kokon einmummeln kann? Oder doch der Herbst mit all seinen Facetten? Den Sommer mit seinem warmen Temperaturen? 


In der Tat mag ich den Frühling und den Herbst ganz gern, weil es da weder zu heiß, noch zu kalt ist. Außerdem mag ich das Geräusch von Regen oder Gewittern – solange ich drin bin versteht sich. Aber auch die Veränderungen, die die Natur in diesen Jahreszeiten durchläuft mag ich sehr gern.

Im Sommer mag ich es aber auch, abends auf dem Balkon zu sitzen oder mal an den See zu fahren. Und im Winter liebe ich es einfach gemütliche Stimmung bei Kerzenschein und einer Tasse Tee zu Hause zu genießen. Und Weihnachtsmärkte.

Du siehst, ich kann eigentlich jeder Jahreszeit etwas abgewinnen. 

9. Hast du selbst ein Lieblingstheaterstück, dass du schon mehrmals gesehen hast oder gerne mal sehen würdest? 

Nein. Ehrlich gesagt …ich glaube ich war in meinem Leben nur ein oder zwei Mal mit der Schule im Theater, ansonsten ist das gar nicht so meins… und das, obwohl ich in meiner Schulzeit den Theaterkurs besucht habe.

10. Wer ist dein Lieblingscharakter aus "Romeo und Julian -Theaterstück Leben" und warum? 

Uff…schwer zu sagen. Ich liebe sie alle. Also die netten. ^^ Ich kann mich da sehr schwer entscheiden, weil sie alle ihre Stärken, ihre Schwächen, ihre Ecken und Kanten und ihre liebenswerten Seiten haben, aber ich denke Nicholas liegt mir ein Ticken mehr am Herzen als die anderen. Immerhin war es ja auch sein Charakter, der mich nicht in Ruhe gelassen und der mich immer angetrieben hat, seine Geschichte zu erzählen. Ich mag die Entwicklung, die er durchläuft. Und ich mag es, dass der Leser ihn in all seinen schwachen Momenten erlebt, aber auch in seinen starken. Ich mag seinen Sarkasmus und ich schätze an ihm, dass er fähig ist, zu reflektieren – auch wenns manchmal länger dauert. Auch ich btw ^^.

Okay lieber Nick, ich hoffe, ich war nicht ganz so grummelig.
Vielleicht hast du ja auch mal Lust auf einen Gastbeitrag bei meiner Besitzerin. 

Bis dahin wünsche ich dir einen wundervollen Veröffentlichungstag und beim nächsten Mal bring ich die Kekse mit. 
Versprochen! 

Danke, Grumpelchen. Ich hatte wieder großen Spaß am Plausch mit dir. Das mit dem Gastbeitrag klingt interessant, da muss ich mich nochmal mit deiner Besitzerin kurzschließen. Dir und deiner Besitzerin wünsche ich auch eine wundervolle Zeit.

Bis zum nächsten Mal, wenn wir bei Keksen und Kaffee zusammensitzen.

[ Bilder wurden von Nick zur Verfügung gestellt.]

Kommentare