Schon ein Loch im Bauch, Corinna Antelmann?

Hallo, meine Lieben..


heute habe ich für euch mal wieder ein Interview für euch im Gepäck. Vor kurzem habe ich Saskias Gespenster lesen und rezensieren dürfen und habe anschließend einfach mal bei der Autorin angefragt, ob sie nicht Lust hat, sich von mir Löchern zu lassen.


Hier könnt ihr nun das Ergebnis lesen. :)


Hallo liebe Corinna,

erstmal vielen lieben Dank, dass du dich dazu bereit erklärt hast, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Stell dich doch bitte erst einmal in ein paar Sätzen vor, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun bekommen, bevor ich damit beginne, dir ein paar Löcher in den Bauch zu fragen.

Geboren im Norden von Deutschland, in Bremen, studierte ich später Literatur, Film und Musik in Hildesheim und schrieb und produzierte Kurzfilme. Das Filmemachen führte dazu, auch lange Kinodrehbücher schreiben zu wollen, weshalb ich eine Drehbuch-Ausbildung an das Studium anschloss. Dennoch zog es mich immer auch zur Literatur, aber zunächst nach Hannover, wo ich in der Theaterwerkstatt Hannover angestellt war, um Videos für die Bühne herzustellen und den Jugendclub zu leiten. In Hamburg arbeitete ich erstmals an einem Roman, daneben als Dramaturgin und Head-Autorin für die Filmproduktion Trickompany Hamburg. Drei längere Kinofilme wurden verfasst, der zweite Roman entstand, das erste Kind wurde geboren, und ich begann, neben dem Schreiben an der Universität zu unterrichten, was ich auch seit meinem Umzug nach Österreich vor zehn Jahren nach wie vor tue. Da war ich bereits verheiratet und die zweite Tochter unterwegs. Seither lebe ich in meiner Wahlheimat Oberösterreich, schreibe Romane und Jugendliteratur.

1. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und wer oder was hat dich dazu animiert?

Meine ersten Schreibversuche unternahm ich bereits mit elf, Schriftstellerin wollte ich werden, seit ich sieben war, weil ich Astrid Lindgren so toll fand. Zunächst notierte ich in kleinen Octavheftchen kurze Geschichten, dann las ich Anne Frank und begann selbst, Tagebuch zu schreiben. Die Lektüre von Maxie Wander und Christa Wolf animierten mich später, den Berufswunsch ernst zu nehmen und mit der Wahl des Studiums professionell zu verfolgen.

2. Hast du schon einige der Orte besuchen können, die du in deinen Büchern beschreibst? Wenn ja, welcher ist dir dabei besonders in Erinnerung geblieben und warum?

In meinen Romanen greife ich viele Orte auf, an denen ich bereits gewesen bin, benenne sie jedoch meist nicht namentlich, außer, es hat eine bestimmte Bedeutung. Alle Orte, die ich bewohnt oder besucht habe, hinterlassen ihre Spuren in mir und finden Eingang ins Schreiben. Für Saskia war ich zum Beispiel in Tosterglobe, einem kleinen Ort im Elbhöhen-Wendland, dessen Atmosphäre die Atmosphäre des Buches maßgeblich geprägt hat.

3. Wie läuft so ein Schreibnachmittag bei dir ab? Brauchst du dafür völlige Ruhe oder hast du Musik im Hintergrund laufen? Machst du dir vorher Notizen zu den jeweiligen Kapiteln? Hast du ein bestimmtes Ritual, was das Schreiben an sich angeht?

Ich schreibe im Wesentlichen am Vormittag zwischen 8 Uhr und 14 Uhr und brauche sehr viel Ruhe dabei. Musik ist erlaubt; zu jedem neuen Buch suche ich mir eine Musik, die mir hilft, die Stimmung des Buches zu erfassen. Bei Saskia liefen Bach-Sonaten, gespielt von Nathan Milstein, und ab und zu auch Dota und die Stadtpiraten.

4. Hast du selbst einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?

Eines der ganz großen Bücher finde ich Eine Frau flieht vor einer Nachricht von David Großmann, der mit Das Zickzackkind auch ein tolles Jugendbuch geschrieben hat. Außerdem mag ich die Bücher von Zeruya Shalev, an deutschsprachiger Literatur bewundere ich Ingeborg Bachmann und Anna Seghers.

5. Welches ist dein größter – mit dem Schreiben verbundener - Traum?

Der Nobelpreis für Literatur …? Oder auch einfach: LeserInnen ansprechen, die etwas für sich in meinen Büchern finden können.

6. Bestimmst du die Titel deiner Bücher selbst oder holst du dir dabei Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer, die dir nahe stehen oder deiner Leser?

Wenn ich ein Buch beginne, liefert es einen Titel gleich mit, ohne dass ich überlegen muss. Nachdem es fertig ist, bestimmt im Normalfall der Verlag dann den endgültigen Titel, womöglich in Absprache mit mir. Saskias Gespenster war die Idee meines Drehbuch-Co-Autoren Raimund Maessen, mit dem ich Saskia zuvor als Film entwickelt habe, und mir – dieser Titel hat der Verlag übernommen. Finde ich gut!

7. Wie lange schreibst du ungefähr an einem Buch und welches liegt dir besonders am Herzen?

Meine Bücher sind auf eine Art auch meine Kinder, deswegen liegen sie mir gleichermaßen am Herzen, auch wenn das eine schwieriger sein mag als das andere. Oder das eine war einfach eine schwerere Geburt als ein anderes, deshalb kann ich die Frage „Wie lange?“ nur so beantworten: Jedes Buch braucht die Zeit, die es braucht – von 3 Monaten bis zehn Jahren ist alles möglich.

8. Entwirfst du deine Buchcover selbst oder übernimmt das jemand anders?

Die Cover-Gestaltung überlasse ich denjenigen, die sich damit besser auskennen als ich. Mein Verleger für die Erwachsenen-Romane, Jürgen Schütz, hat zum Beispiel einen unfehlbaren Blick, wie ich finde. Bei Saskia hat Claudia Toman das Cover gestaltet – die Idee, eine Hängematte auf dem Friedhof zu zeigen, dagegen kam von mir, und sie griff sie auf, um etwas aus der Idee ein Cover zu machen - was mir sehr gut gefällt.

9. Wenn du kein Autor geworden wärst, womit würdet du dann jetzt dein Geld verdienen bzw. reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Neben dem Schreiben unterrichte ich an der Fach-Hochschule Drehbuchschreiben, das bringt mich vom Schreibtisch ins Leben, macht mich finanziell freier und nimmt somit den Druck, mit den Büchern allen gerecht werden zu müssen.

10. Hast du schon mal eine Lesung organisiert oder würdest du gerne mal eine für deine Leser veranstalten?

Die meisten Lesungen organisiert der Verlag, aber für Schul-Lesungen werde ich auch über www.autorenlesung.at vertreten. Ich lese sehr, sehr gern vor Schulklassen!! - und überhaupt: Die Begegnung mit dem Publikum ist für mich wichtiger Bestandteil des Berufs.

11. Wenn du nicht gerade schreibst, womit verbringst du deine Nachmittage? Hast du ein Hobby, welches dir neben dem Schreiben sehr am Herzen liegt?

Wenn ich nicht schreibe, verbringe ich Zeit mit meiner Familie, ich habe auch zwei Kinder. Ansonsten tanze ich Tango argentino – viel und gern und sooft wie möglich.


12. Wenn du die Chance hättest, einer deiner Charaktere aus deinen Büchern zu sein.. wen würdest du wählen?

Das ist eine schwere Entscheidung. Vermutlich am ehesten Klebe in meinem Jugendbuch Der Rabe ist Acht.

13. Kann deiner Meinung nach jeder ein Buch schreiben oder braucht es dafür bestimmte Voraussetzungen?

Es braucht Voraussetzungen - das Schreiben ist zu einem großen Teil auch Handwerk und Übung und muss, wie jeder andere Beruf, erlernt werden. Was nicht heißt, dass es keine Freude machen kann, es zu versuchen oder auch einen kraftvollen Text ohne Vorwissen verfassen zu können.


14. Hast du schon mal etwas geträumt, was hinterher auch wirklich wahr geworden ist?

Oft.


15. Wie würdest du reagieren, wenn plötzlich eine deiner Buchfiguren an deiner Haustür klingeln würde?

Ihnen einen Kaffee anbieten und mich freuen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

16. Wenn jetzt z.B. "Saskias Gespenster“ verfilmt werden würde, welche Schauspieler würdest du für Saskia wählen wollen?

Es wird die richtige gefunden werden ...


17. Wie holst du dich am besten wieder aus einem Kreatief und was rätst du anderen, die sich gerade darin befinden?

Weiterschreiben ... Oder etwas tun, was lange keinen Platz hatte: ein Museum zu besuchen - hilft mir zum Beispiel immer, ebenso wie ein Spaziergang durch den Wald.


18. Als evtl. Selbstleser, hast du schon mal ein Buch abgebrochen oder gibst du jedem Buch eine Chance?

Ich versuche jedem Buch eine Chance zu geben. Einige meiner Lieblingsbücher entwickeln sich erst nach und nach, und es ist kaum möglich, zu beurteilen, was noch alles kommen wird und wohin die gemeinsame Reise geht (DAS kann ja auch ein Qualitätsmerkmal sein). Der Anfang sagt oft wenig, nur wenn die Sprache so gar nicht anspricht, kann es passieren, dass ich irgendwann abbreche (sehr selten …)

19. Glaubst du selbst an Geister oder dergleichen?

Sicher!

20. Und zu guter Letzt.. Weil wir oben schon die Frage nach dem mit dem Schreiben verbundenen großen Traum hatten, welches ist dein größter – nicht mit dem Schreiben verbundener - Traum?

Dass die Menschen ihren Horizont immer mehr zu erweitern suchen: für eine Vielzahl der Perspektiven, für mehr Verständnis und Offenheit.

Vielen Dank liebe Corinna, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir alles Gute und werde mich selbstverständlich auch in Zukunft mit deinen Büchern beschäftigen, wenn es mir möglich ist.


Melanie






Kommentare