Farbenspiel - Mein Beitrag zur Kreativchallenge

Hallo ihr Lieben,
eigentlich sollte schon längst eine Rezension online sein. Oder zwei. Oder drei. Aber stattdessen kommt hier ein kleiner Beitrag zu einer Kreativchallenge, die Nadja Losbohm zusammen mit Renas Bücherleidenschaft ins Leben gerufen hat.
Ich habe mich spontan entschlossen, eine kleine Geschichte zu schreiben, denn alles andere ist an Kreativität nicht an mir hängen geblieben. *lol*
Vielleicht mögt ihr meine kleine Geschichte rund um das Thema Schmetterlinge ja. 

 

Schmetterlinge sind toll, jeder mag sie. 

Jeder liebt sie und jeder erfreut sich an ihrer Schönheit. 

Das ist es, was ich fast jeden Tag von meiner Familie höre. Schmetterlinge seien die wunderbarsten Geschöpfe der Welt. 

Es gibt so viele verschiedene Arten, mit Flügelfarben, die schöner nicht sein könnten.
Ich möchte sie auch sehen, ich will mich auch an den Farben erfreuen.
An dem Schlagen der kleinen Flügel und den Bewegungen, die Schmetterlinge in der freien Natur vollziehen.
Aber es ist mir nahezu verwehrt. Von Geburt an, denn ich bin fast blind. Ich kann zwar etwas erkennen, aber das war meistens schwarzweiss.
Richtige Farben habe ich noch nie gesehen. Ich finde mich gut zurecht in der Welt, und ich bin auch glücklich.
Lediglich der Gedanke daran, nie einen richtigen Schmetterling sehen zu können, trübt mein Glück.
"Merle, meine Süße .." Die Stimme meiner Mutter sorgt dafür, dass ich meinen Kopf in ihre Richtung wende. 
"Was denn, Mama?" Ich lasse ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen und lege meinen Kopf etwas schief.
"Ich habe eine ganz besondere Überraschung für dich." Ihre Worte sorgen bei mir für Irritation und ich weiß damit im ersten Moment nichts anzufangen. 
"Ich habe zwei Karten für das Schmetterlingshaus gekauft." Das Lächeln auf meinen Lippen erlischt sofort.
"Du weißt doch, dass ich sie nicht richtig sehen kann, Mama."
"Vertrau mir.", ist alles, was sie erwidert, bevor sie meine Hand ergreift, um mich hochzuziehen.
"Okay." Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, aber ich weiß auch, dass meine Mutter definitiv zu den Personen gehört, denen ich vertrauen kann.
Sie würde nie etwas tun, was mir schadet. 
Ich folge ihr und lasse mich ins Auto setzen. Der Weg zum Schmetterlingshaus kommt mir unendlich lang vor und dich fühle ich mich mit jeder verstreichenden Minute unwohler.
Allein der Gedanke daran, all diese wunderbaren Geschöpfe wieder nicht sehen zu können, drückt meine Stimmung noch etwas weiter nach unten.
"Komm." Die sanfte Stimme meiner Mutter und das Öffnen der Autotür reißen mich aus meiner Lethargie.
Ich ergreife erneut ihre Hand, laufe neben ihr hier zum Eingang.
"Hallo Merle." Als ich die Stimme meines Arztes und seine schemenhaften Umrisse erkenne, bin ich erneut überrascht.
"Doktor Eger, was machen sie denn hier?" Ich drücke seine Hand, nachdem er meine ergriffen hat.
"Ich bin Teil deiner Überraschung, aber das zeige ich dir drinnen."
Ich folge den Erwachsenen und denke gleichzeitig darüber nach, was mich erwarten könnte.
An einem der Gebäude bleiben wir stehen. Ich weiß, dass es sich um das Haus handelt, in dem ich trotz meiner Krankheit am liebsten bin.
Das Haus, in dem sich die meisten Schmetterlinge befinden und dass ich bislang doch nur in der Schwarzweiß - Version gesehen habe.
"Bist du bereit für deine Überraschung?" Die Stimme meiner Mutter bringt mich zum Lächeln, während sie mich in das Gebäude bugsiert.
"Ich bin mir nicht sicher?", Ein schiefes Grinsen ziert meine Lippen und ich bleibe stehen, als auch meine Mutter stehen bleibt.
"Vertrau mir.", höre ich erneut ihre Stimme, während sie ihre Hand auf meinen Arm legt.
"Doktor Eger wird dir jetzt gleich eine Brille aufsetzen. Sie ist vorerst nur ein Prototyp, aber .. du sollst eine der ersten sein, die sie ausprobieren dürfen."
"Eine Brille?" Ihre Worte verwirren mich und doch überkommt mich gleichzeitig ein Gefühlsmischung aus Angst und Vorfreude.
"Ich werde dir die Brille jetzt aufsetzen und dann einschalten. Sag mir Bescheid, sobald sich etwas verändert."
Ich nicke lediglich, weil ich nicht weiss, was ich dazu sagen soll. Ich klammerte mich an die Hand meiner Mutter, als ich spüre, wie sich das Brillengestell an seinen Platz schiebt.
"Ich werde sie jetzt anstellen." Die Stimme meines Arztes erklingt ein weiteres Mal und doch zucke ich kurz zusammen, als ein leises Klicken erklingt.
In den ersten Sekunden passiert gar nichts, bevor sich das Bild vor mir langsam aufklärt. Statt schwarzweiß erstreckten sich all die Schmetterlinge vor mir in den schönsten und tollsten Farben.
Ich strecke meine Hand aus und einer der kleinen Falter lässt sich auf meiner ausgestreckten Hand nieder.
"Ich kann .. ihn sehen .. in Farbe.", hauche ich leise und wende meinen Blick zu meiner Mutter.
Ihr Anblick verschlägt mir direkt die Sprache und ich schlage mir die Hand vor den Mund.
"Mama..", hauche ich leise und überwältigt. Zum ersten Mal sehe ich nicht nur all die Schmetterlinge in all ihren Farben, Formen und Facetten, sondern auch meine Mutter. 
Ihre blonden Haare, die meinen - laut ihrer Erzählungen - so ähnlich sind. Ihr aufrichtiges Lächeln, dass ihre rotgeschminkten Lippen noch voller erscheinen lässt.
"Merle ..", haucht sie leise zurück und legt ihre Hand auf meine Wange.
Zärtlich streicht sie mir die Tränen von den Wangen, die an diesen hinab laufen.
"Danke.", flüstere ich lediglich leise und schmiege mich in ihre Berührung. Langsam wende ich meinen Blick wieder in Richtung der Schmetterlinge, kann mich an diesem Anblick gar nicht erst satt sehen. "Sie sind wunderschön."
Ich genieße diesen Anblick so sehr, dass mir erneut Tränen über die Wangen laufen.
Und auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich all das noch mal erleben werde, bin ich mir sicher, dass dieser Moment einer der schönsten meines Lebens ist.
Und ich fühle mich zum ersten Mal richtig frei, wie all diese Schmetterlinge vor meinen Augen.




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