[ Grumpelview ] Schon ein Loch im Bauch, Lara Eliasch?


Heute gibt es ein weiteres Interview mit einer Autorin, der ich erst seit kurzem auf Instagram folge.
Ich habe mich in das Cover ihres Buches sofort verliebt und musste es mir zulegen. Ende Juni hatte ich dann sogar das Glück, Lara Eliasch auf dem Fest der Bücher in meiner Heimatstadt persönlich kennenzulernen. Natürlich habe ich mir ihr Buch auch gleich signieren lassen. ♥

Hallo meine Liebe,
erstmal grummeligen Dank, dass du dich dazu bereit erklärt hast, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Ich bin das Grumpelchen und wurde als Maskottchen beauftragt, mir ein paar Fragen zu überlegen.
Warum eigentlich ich?
Ich könnte jetzt in meinem Schrank sitzen und rumgrummeln oder Kekse essen oder Kaffee trinken, aber nein..
Naja... von nichts kommt nichts. Ich brauche meinen Job. *brummel* Für Kekse und Kaffee tut selbst ein Grumpelchen fast alles.

Stell dich doch bitte erst einmal in ein paar Sätzen vor, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun bekommen.
Danach werde ich damit direkt damit beginnen, dir ein paar Löcher in den Bauch zu fragen.  


Hallo, liebes Grumpelchen!
Mein Name ist Lara Eliasch, ich bin freie Lektorin, Mutter von drei Kindern und habe dieses Jahr mein erstes Buch veröffentlicht: „Mileans Erben – Schattenlilie“, der Auftakt einer High Fantasy-Reihe.

1. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und wer oder was hat dich dazu animiert?
Kleinere Geschichten und Gedichte habe ich schon immer geschrieben, an längere Texte gewagt habe ich mich aber erst im Germanistikstudium, vielleicht, weil ich seitdem erst meine Freude am Schreiben ernstgenommen habe, vielleicht aber auch, weil ich zu viel Freizeit hatte, wer weiß :D.

2. Wie läuft so ein Schreibtag bei dir ab? Brauchst du dafür völlige Ruhe oder hast du Musik im Hintergrund laufen? Machst du dir vorher Notizen zu den jeweiligen Kapiteln? Hast du ein bestimmtes Ritual, was das Schreiben an sich angeht? Grummelst du dabei auch ab und an vor dich hin, wie so ein Grumpeltier das tut?

Alles davon 😊. Manchmal brauche ich Ruhe, manchmal hilft mir Musik. Manchmal habe ich eine klare Vorstellung von der Szene und schreibe wild drauf los, manchmal fehlt mir die Vision und ich knoble und tüftle ewig an einem Plotpunkt, bis ich endlich den Knoten gelöst habe und weiterschreiben kann. Rituale brauche ich dafür weniger, sobald ich am PC sitze, kann ich loslegen. Meistens schreibe ich vier Abende die Woche und wenn es klappt, auch schon mal morgens vor der Arbeit.

3. Hast du selbst einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?
Puh, sehr schwer zu sagen, da ich so viele Autoren und Autorinnen bewundere, alle für völlig unterschiedliche Aspekte. Ich mag die Atmosphäre bei Carloz Ruiz Zaphón, den Intellekt von Ian McEwan, den Witz von Kate Atkinson, den Scharfsinn von Margaret Atwood, die Welten von Elizabeth Lim, das Gefühl bei David Nicholls …

4. Welches ist dein größter – mit dem Schreiben verbundener – Traum?
Dass ich ihn noch lange weiterträumen kann und mir nie die Geschichten ausgehen ^^.

5. Bestimmst du die Titel deiner Bücher selbst oder holst du dir dabei Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer, die dir nahe stehen oder deiner Leser? Oder dem Verlag, in dem du veröffentlichen möchtest?
Ich kaue ewig an einem Titel herum, manchmal frage ich auch Leute in meinem Umfeld, was sie von dem und dem Titel halten, aber am Ende setzt sich meistens meine allererste Idee durch.


6. Wie lange schreibst du grundsätzlich an einem Buch?
Das Schreiben selbst geht bei mir für meine Verhältnisse relativ schnell, wenn ich einmal „drin“ bin, vier Monate vielleicht. Die erste Rohversion dient mir aber nur als Orientierung, damit ich ein Gefühl dafür habe, wo es langgehen soll. Danach schaue ich mir die Geschichte nochmal als Ganzes und im Detail an und überarbeite sehr viel, was bisher immer länger gedauert hat als das Schreiben selbst ^^.

7. Und wie läuft die Coversuche bei dir ab? Holst du dir Hilfestellungen oder entscheidest du alles komplett alleine?
Ich arbeite mit einem Genie zusammen und vertraue ihm und seiner Einschätzung in 99 % Prozent aller Fälle :D. Das läuft so ab: Ich gebe ihm zwei Sätze zum Titel, zu den Farben, dem Motiv und der Atmosphäre und wenig später haut er mich einfach mit seinem Entwurf um.

8. Und wie gehst du dabei mit Absagen um, falls du dich an Verlagshäuser wendest?
Och, von Verlagen bin ich mittlerweile weggekommen. Ich habe zwar einige Agentur- und Verlagsbewerbungen abgeschickt, mir war aber von vornerein klar, dass die Chancen für einen Fantasy-Mehrteiler eher schlecht stehen, was nichts mit der Geschichte selbst zu tun haben muss, sondern eher mit den Konditionen des Buchmarktes. Für eine kurze Zeit war ich dann tatsächlich in einem Verlag untergekommen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich in Eigenregie besser „funktioniere“ und die Abläufe lieber selbst in die Hand nehme. Als Selfpublisherin bin ich nun vollkommen zufrieden.

9. Nehmen wir einfach mal an, Schattenlilie würde verfilmt werden .. wen würdest du in den Hauptrollen sehen wollen, falls du Mitspracherecht hättest?
Da schwebt mir nur eine Rolle sehr klar vor: Mein Tulpenreiteranführer Vinz müsste unbedingt von Woody Harrelson gespielt werden, da gibt’s gar keinen Raum für Diskussion :D.
Für Yola, Zeph und Arodon würde ich gern das Casting übernehmen und komplett unbekannte Schauspieler bevorzugen ^^.



10. Wenn du nicht gerade schreibst, womit verbringst du deine Nachmittage? Hast du ein Hobby, welches dir neben dem Schreiben sehr am Herzen liegt?
Die Nachmittage sind meinen Kindern vorbehalten: Spielen, Vereine, Termine etc. Wenn dann noch Zeit übrigbleibt, geht sie in Haushalt und Garten. Und wenn DANN noch Zeit bleibt, lese ich theoretisch gerne oder gehe ich Bogenschießen.

11. Wenn du dir Chance hättest, einer deiner Charaktere aus einem deiner Bücher zu sein.. wen würdest du wählen?
Ich würde super gern mit Arodon tauschen: Den ganzen Tag tiefenentspannt durch die Wälder ziehen, barfuß, ohne sozialen Druck und völlig zufrieden mit der eigenen kleinen, gemütlichen Welt.
Anmerkung der Besitzerin: Darf ich mitkommen?

12. Kann deiner Meinung nach jeder ein Buch schreiben oder braucht es dafür bestimmte Voraussetzungen?
Es ist womöglich beides: Einerseits eine Veranlagung; der Hang zum Geschichtenerzählen, die Fähigkeit, sich in andere Lebenswelten hineinzuversetzen, und die Lust daran, sich sprachlich auszudrücken. Andererseits ist das Schreiben pures Handwerk, das jeder erlernen kann, der die Motivation dafür aufbringen will.

13. Hast du schon mal etwas geträumt, was hinterher auch wirklich wahr geworden ist?
Mein eigenes Buch in der Hand zu halten 😊. Eines, auf das ich am Ende stolz bin – und das bin ich sehr, vor zehn Jahren hätte ich mir nämlich nicht erträumen lassen, dass ich in der Lage wäre, etwas wie die ‚Schattenlilie‘ fertigzustellen.

14. Wie würdest du reagieren, wenn plötzlich eine deiner Buchfiguren an deiner Haustür klingeln würde?
Ihr um den Hals fallen. Ich liebe meine Buchfiguren ausnahmslos alle und kann sie so gut nachfühlen und verstehen, dass ich bei quasi jeder das Bedürfnis hätte, sie einfach fest zu drücken.


15. Wie holst du dich am besten wieder aus einem Kreatief und was rätst du anderen, die sich manchmal darin befinden? ( wie meiner Besitzerin z.B.)
Das hängt immer ganz davon ab, in welcher Phase des kreativen Lochs man steckt. Ist da eine Geschichte bereits zugange, aber ich weiß nicht, wie sie weitergehen soll? Dann hilft es vielleicht, einen Schritt zurückzugehen, zu schauen, wo die Motivation verloren gegangen ist, an welchem Punkt es hakt. Das bedeutet vielleicht, einmal in den Analysemodus zu wechseln, statt sich zur Kreativität zu zwingen, um erstmal den Ursachen des Tiefs auf den Grund zu gehen. Oder ist es eher das weiße Blatt, das einen hemmt? Eine Ideenlosigkeit? Die Angst vor der Mammutaufgabe des Buchschreibens? Dann helfen eher kreative kleine Übungen, das Einfach-drauf-Losschreiben, das Ausschalten des Kopfes, um den inneren Zensor zum Schweigen zu bringen. Das wäre also eher der Wechsel vom Analysemodus hin zum Kreativmodus. Jeder ist da auch anders, mir selbst hilft es, regelmäßig am Ball zu bleiben und einfach stur meine gesetzten Tagesziele zu erfüllen. Anstrengend ist nur der Moment des Beginnens, die ersten fünf Minuten. Danach läuft’s meistens.

16. Als Selbstleser, hast du schon mal ein Buch abgebrochen oder gibst du jedem Buch eine Chance?
Öhm, ziemlich viele sogar. Es ist tatsächlich eher die Ausnahme, dass ich ein Buch beende, muss ich zugeben. Einerseits aus Zeitmangel – das Leben ist zu kurz für Bücher, die mich nicht packen. Andererseits ist es vielleicht auch eine Berufskrankheit: Als Lektorin verfalle ich sehr schnell dahin, Geschichten zu analysieren und Texte innerlich zu verbessern. Wenn es mir bei einem Buch nicht gelingt, von diesem analytischen Lesen wegzukommen, fühlt es sich nach Arbeit an, und davon habe ich bereits mehr als genug. Daher die hohe Abbrecherquote. Umso mehr liebe ich aber die Bücher, die ich einfach nur genießen und durchsuchten konnte ^^.

17. Und zu guter Letzt.. Weil wir oben schon die Frage nach dem mit dem Schreiben verbundenen großen Traum hatten, welches ist dein größter – nicht mit dem Schreiben verbundener - Traum?
Eine gute Beziehung zu meinen Kindern zu behalten, immer ihr Anker zu bleiben und vielleicht noch ein Häuschen im Grünen irgendwo in Südfrankreich zu haben, umgeben von guten Büchern und Ruhe fürs eigene Schreiben. Die Vorstellung würd mir gefallen. Kann aber auch Ostwestfalen bleiben, ist ja mindestens genauso schön, nech?

Grumpeligen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.
Ich hoffe, ich war nicht zu aufdringlich und freue mich auf deine Antworten.

Kommentare