Schon ein Loch im Bauch, Bettina Kiraly?

Inzwischen sind ja schon einige Rezensionen zu den tollen Büchern von Bettina Kiraly online gegangen und jetzt habe ich es tatsächlich auch endlich mal geschafft, Bettina ein Loch in den Bauch zu fragen.
Ich hoffe, es ist nicht zu groß, damit ich noch viele ihrer tollen Bücher lesen kann. Zwei habe ich auf jedem Fall noch auf dem Handy, die nach mir rufen.
Jetzt wünsche ich euch erstmal viel Spaß mit Bettina's Antworten.

Hallo liebe Bettina,
erstmal vielen lieben Dank, dass du dich dazu bereit erklärt hast, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Stell dich doch bitte erst einmal in ein paar Sätzen vor, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun bekommen.
Danach werde ich damit beginnen, dir ein paar Löcher in den Bauch zu fragen.

Mein Name ist Bettina Kiraly. Ich stamme aus Niederösterreich, bin verheiratet und Mutter von zwei Mädchen. Vor zehn Jahren habe ich mein erstes Buch veröffentlicht. Inzwischen sind gut 30 Romane entstanden. Autorin bin ich hauptberuflich. Meine Geschichten erscheinen im Selfpublishing und bei diversen Verlagen.
Mich hat immer schon interessiert, warum Menschen handeln, wie sie es tun. Was treibt uns an? Wie viel Held und wie viel Dunkelheit steckt in jedem von uns? Ich will Romane über starke, außergewöhnliche Charaktere schreiben, die um ihr Stück vom Glück kämpfen. Mein Lieblingsschauplatz ist Wien und Umgebung.
Man kennt mich auch unter zwei Pseudonymen. Betty Kay wird bald wieder von der Bildfläche verschwinden. Das war mein Autorenname für Romane mit Mysteryanteil aus meinen Anfangszeiten. Als Ester D. Jones veröffentliche ich historische Liebesromane. Unter meinen Realname Bettina Kiraly bin ich Autorin für Spannungsromane.
Seit 1.1.2010 bin ich Mitglied der Künstlervereinigung ART Schmidatal. 2014 schloss ich mich mit inzwischen neunzehn anderen Autorinnen zur Romance Alliance - Bücher mit Herz zusammen. Gemeinsam mit dem dp DIGITAL PUBLISHERS Verlag haben wir die Love Shots-Reihe gestartet. Seit 2017 bin ich auch Mitglied der Autorinnengruppe Romane - Made in Austria.


1. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und wer oder was hat dich dazu animiert?
Ich habe als Teenager mit dem Schreiben von Gedichten begonnen. Nichts sonderlich Gutes, nicht sonderlich Aufregendes. Eigentlich waren die Texte sogar ziemlich deprimierend. Mit sechzehn bin ich durch eine Schulkollegin süchtig nach historischen Liebesromanen geworden. Zu dem Zeitpunkt entstand die Idee, selbst eine Geschichte zu schreiben. Ich habe viele Notizen gemacht, eine Geschichte tatsächlich begonnen. Aber es hat zehn Jahre gedauert, bis ich meinen ersten Roman fertiggeschrieben habe.

2. Hast du schon einige der Orte besuchen können, die du in deinen Bücher beschreibst? Wenn ja, welcher ist dir dabei besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Ich liebe es, meine Geschichten in Österreich spielen zu lassen. Manchmal leben meine Charaktere in Wien oder ich lasse sie in kleinen Orten leben wie dem, in dem ich selbst zu Hause bin. Es fällt mir leichter über das zu schreiben, was ich selbst kenne, auch wenn ich meine erste Reihe in Amerika angesiedelt habe und die historischen Liebesromane hauptsächlich in England spielen. Dort war ich übrigens noch nie.

3. Wie läuft so ein Schreibnachmittag bei dir ab? Brauchst du dafür völlige Ruhe oder hast du Musik im Hintergrund laufen? Machst du dir vorher Notizen zu den jeweiligen Kapiteln? Hast du ein bestimmtes Ritual, was das Schreiben an sich angeht?
Zuerst einmal schreibe ich am Vormittag. Kurz nach sieben setze ich mich an den Laptop, erledige Organisatorisches und starte dann mit dem Schreiben bis ca zwölf, wenn meine Kids nach Hause kommen. Ich habe unablässig Musik im Hintergrund laufen. Absolute Ruhe macht mich nervös. Zu Beginn meiner Karriere habe ich mir vorab keinen Plan gemacht. Ich wusste, wo ich starten und wo ich enden will. Der Rest war eine Entdeckungsreise. Inzwischen habe ich aber herausgefunden, dass mir Notizen, manchmal detaillierter, manchmal vager, helfen, meine Romane schneller zu schreiben. Ritual gibt es nicht wirklich. Ich habe zu jedem Roman eine eigene Playlist, die mich in die richtige Stimmung bringt, und dann lege ich los.

4. Hast du selbst einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?
Das ist eine fiese Frage. Es gibt so viele tolle Bücher, und viele davon verbinde ich untrennbar mit einem bestimmten Lebensabschnitt. Dem, was mir früher gefallen hat, bin ich vielleicht schon entwachsen. Für manche Geschichten bin ich noch nicht reif. Aber „Der Fürst der Finsternis“ von Anne Rice und „Das Geisterhaus“ von Isabelle Allende haben maßgeblich beeinflusst, welche Art von Geschichten ich selbst schreiben mag.

5. Welches ist dein größter – mit dem Schreiben verbundener - Traum?
Einmal einen Bestseller landen, der in vielen Ländern gelesen und verfilmt wird. Es soll eine Geschichte sein, die Menschen berührt und zum Nachdenken anregt.

6. Bestimmst du die Titel deiner Bücher selbst oder holst du dir dabei Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer, die dir nahe stehen oder deiner Leser?
Meistens entwickle ich während des Schreibens eine Vorstellung vom künftigen Titel. Ich mag es, wenn ich den Titel in das Manuskript einbauen kann. Manchmal bin ich mir bei der genauen Formulierung aber nicht sicher. Dann hole ich mir den Rat von Lesern ein, die ich schon seit vielen Jahren kenne oder starte Umfragen.

7. Wie lange schreibst du ungefähr an einem Buch und welches liegt dir besonders am Herzen?
Die Ideen zu den Geschichten formen sich über einen längeren Zeitraum in meinem Kopf. Wenn ich einen groben Plan entwickelt habe, erstellt ich Notizen und einen groben Überblick über den Inhalt. Wenn ich mich dann tatsächlich ans Schreiben mache, brauche ich ein, zwei Monate je nach Umfang des Projekts.
Es ist sehr schwierig zu beantworten, welches Buch mir besonders am Herzen liegt. Jede Geschichte markiert einen bestimmten Abschnitt in meiner Karriere. Aber ganz unter uns: wenn ich eine Wahl treffen müsste, wäre das „Mein Herz schlägt in deinem Takt“ und die „Der Gentleman seines Herzens“-Reihe.

8. Entwirfst du deine Buchcover selbst oder übernimmt das jemand anders?
Ich habe keinerlei Talent im grafischen Bereich. Ich weiß meist ziemlich genau, wie ich mir das Cover vorstelle. Aber ich könnte das Ergebnis niemals selbst erzielen. Ich arbeite bei meinen Selfpublishingprojekten seit meinen Arbeitszeiten mit Tom Jay zusammen. Aber auch Britt Toth von Authors Assistant hat mir schon tolle Cover gezaubert.

9. Wenn du keine Autorin geworden wärst, womit würdet du dann jetzt deine Geld verdienen bzw. reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?
Vor meinen Kindern war ich Schreibkraft bei einem Rechtsanwalt und Notariatsfachangestellte. Würde ich nicht schreiben, wäre ich vermutlich immer noch verzweifelt auf der Suche nach einem ob, der mit meinen seltsamen freien Stunden vereinbar wäre. Vor meinen Kindern wusste ich gar nicht, dass Schreiben mein Traumberuf werden würde. Zum Glück muss ich mit dem, was ich als Autorin verdiene, meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten. Die Zeit, die ich in das Schreiben investiere, spiegelt sich nicht in meinen Einkünften wider. Der Teil, der vom Verkaufspreis eines Buches beim Autor landet, ist einfach viel zu gering. Das halte ich für eines der Probleme, an denen die Branche noch arbeiten muss.

10. Wenn du nicht gerade schreibst, womit verbringst du deine Nachmittage? Hast du ein Hobby, welches dir neben dem Schreiben sehr am Herzen liegt?
Am Nachmittag ist Hausübungsmachen mit meinen Kindern angesagt. Danach bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, in der wir spielen und üben. Aber wenn ich tatsächlich Freizeit habe und gerade keine Lust auf Schreiben habe (Hey, das stimmt so nicht. Ich will IMMER schreiben.), dann lese ich gerne oder bastle.

11. Wenn du dir Chance hättest, einer deiner Charaktere aus deinen Büchern zu sein. wen würdest du wählen?
Das kommt auf die Situation an. Ich erschaffe bewusst Charaktere, die manches mit mir gemeinsam haben und stecke sie in Probleme, die mich beschäftigen. Die meisten verhalten sich heldenhafter als ich. Darum wähle ich alle. :P

12. Kann deiner Meinung nach jeder ein Buch schreiben oder braucht es dafür bestimmte Voraussetzungen?
Grundsätzlich kann jeder ein Buch schreiben. Wir alle haben die Grundlagen in der Schule gelernt. Aber um eine gute Geschichte zu verfassen, braucht es etwas mehr. Lehrer fördern das kreative Schreiben nicht, trotzdem sehe ich jetzt bei meiner Tochter, die mein Talent geerbt zu haben scheint aber noch keine Ausdauer besitzt, um sich tatsächlich an ein Buch zu machen, möglich wäre. Aber es gibt auch Kinder, denen Aufsätze ganz schwer fallen. Das ist Übungssache. Mein erstes Buch musste ich nach Jahren mit etwas mehr Erfahrung überarbeiten und finde es heute noch immer nicht gut gemacht. Mit jedem Buch, das ich schreibe, lerne ich mehr dazu. Vielleicht gibt es Naturtalente, aber niemand sollte sich nur auf sein eigenes Urteil verlassen. Würde ich noch einmal ganz am Beginn stehen, würde ich mir einen professionellen Lektor organisieren und erst einmal genau analysieren, woran ich noch einmal arbeiten muss.

13. Hast du schon mal etwas geträumt, was hinterher auch wirklich wahr geworden ist?
In meinen Büchern, ja. Da verarbeite ich meine Träume regelmäßig.  Aber ich hatte schon Träume, die auf unterschiedliche Art in die Realität gefunden haben. Ich glaube, wir Menschen können manchmal sehr empfänglich für Vorzeichen sein, die wir nur unterbewusst wahrnehmen.

14.Wie würdest du reagieren, wenn plötzlich eine deiner Buchfiguren an deiner Haustür klingeln würde?
In meiner Fantasie machen sie das regelmäßig. Ich würde sie reinbitten, ihnen was zu trinken anbieten und mich erkundigen, wie es ihnen geht, was sich seit unserem letzten Zusammentreffen bei ihnen getan hat. Manche von ihnen möchten mir so gerne eine Fortsetzung aufs Auge drücken.

15. Wenn du die Chance hättest, die Racing – Love - Reihe verfilmen zu lassen, wen siehst du in den Hauptrollen?
Beim Schreiben hatte ich nur für Frederick eine bekannte Persönlichkeit vor Augen. Ihn sollte Kane Brown (ein amerikanischer Countrysänger) spielen. Für die anderen Charaktere stelle ich mir Gesichter vor, die man nicht mit einer bestimmten Rolle in Verbindung bringt. Ich würde mir unbekannte Schauspieler wünschen.

16. Wie holst du dich am besten wieder aus einem Kreatief und was rätst du anderen, die sich gerade darin befinden?
Ich bin nie ideenlos. Das ist etwas, das ich zu meinem Leidwesen nicht kenne, obwohl ich manchmal gerne abschalten würde. Aber wenn das Schreiben nicht so klappen will, wie es soll, bemerke ich, dass ich über Tage nichts zu Papier bringe. Dann hilft bei mir nur eines. Trotzdem schreiben, und wenn es nur ein paar Worte sind. Anders kommt man nicht wieder in seine Schreibroutine. Zum Glück hatte ich das schon länger nicht mehr.

17. Als evtl. Selbstleser, hast du schon mal ein Buch abgebrochen oder gibst du jedem Buch eine Chance?
Es gibt Bücher, die ich abgebrochen habe, ja. Ich habe nicht sonderlich viel Zeit zu lesen, darum will ich mich nicht durch Geschichten quälen. Aber wenn ich merke, dass ich nicht in einen Roman reinkomme, gebe ich ihm nach einiger Zeit noch einmal eine Chance oder ich blättere ein paar Seiten vor und starte dort noch einmal.

18. Wenn du an deine erste Veröffentlichung zurück denkst, würdest du heute etwas anders machen wollen?
Ich würde mich an einen Lektorin wenden und dann schon versuchen, etwas dazuzulernen. Ich würde mir professionelle Hilfe holen. Damals hat es mir an der richtigen Selbsteinschätzung gefehlt. Aber ich weiß auch, dass ich vielleicht gar nicht mehr schreiben würde, wenn ich zu vorsichtig gewesen wäre, hätte ich den Schritt damals einfach nicht gewagt und hätte durch meine Erfahrungen nicht besser werden können.

19. Und zu guter Letzt.. Weil wir oben schon die Frage nach dem mit dem Schreiben verbundenen großen Traum hatten, welches ist dein größter – nicht mit dem Schreiben verbundener - Traum?
Abschalten zu können. Die Füße hochlegen und nichts tun zu können, ohne diese Unruhe zu verspüren, dass bereits die nächste Geschichte auf mich wartet. Manchmal wünsche ich mir einen völlig leeren Kopf, damit ich ihn danach mit neuen Erfahrungen füllen kann.

Vielen Dank liebe Bettina, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir viele tolle Schreibstunden mit erfolgreichen Veröffentlichungen, die ich hoffentlich alle lesen werde.

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