Schon ein Loch im Bauch, Maria Zaffarana?



Hallo, ihr Leseverrückten,
heute traut sich das Grumpelchen mal wieder raus. Es ist natürlich wieder fast mitten in der Nacht und schon dunkel, aber das macht dem Grumpelchen ja nichts.
Ausserdem wurde es doch tatsächlich von einer Autorin angesprochen! Das Grumpelchen wurde gefragt, ob es jemanden interviewen möchte.
Das hat es tatsächlich auch noch nicht erlebt. :O
Aber es hat ihm deshalb nicht viel weniger Spaß gemacht, eher im Gegenteil.
Bei der Autorin, die das Grumpelchen aus seinem Schrank gelockt hat, handelt es sich übrigens um Maria Zaffarana.

Hallo liebe Maria,
erstmal grummeligen Dank, dass du dich dazu bereit erklärt hast, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Ich bin das Grumpelchen und wurde als Maskottchen beauftragt, mir ein paar Fragen zu überlegen.
Warum eigentlich ich?
Ich könnte jetzt in meinem Schrank sitzen und rumgrummeln oder Kekse essen, aber nein..
Naja... von nichts kommt nichts. Ich brauche meinen Job. *brummel* Für Kekse tut selbst ein Grumpelchen fast alles.


Stell dich doch bitte erst einmal in ein paar Sätzen vor, damit meine Leser auch wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun bekommen.
Danach werde ich damit direkt damit beginnen, dir ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. 


Hallo, ich bin Maria Zaffarana, wurde erst vor Kurzem 47 Jahre alt, komme aus dem Rheinland, mag dementsprechend den Kölner-Karneval, lache gern. Ich habe zwei Kinder, einen verzogenen Hund und erfreue mich an der bunten Vielfalt einer facettenreichen Literatur-Landschaft, in der ich nicht nur arbeiten, sondern in der ich mich seit nunmehr über 30 Jahren auch ausdrücken darf. Als Lektorin, Journalistin und Autorin bin ich da also perfekt aufgehoben.

1. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und wer oder was hat dich dazu animiert?


Angefangen hat meine Laufbahn mit zarten 13 Jahren. Ich stand damals in meinem Zimmer, schaute völlig grundlos auf meinen leeren Schreibtisch, setzte mich irgendwann hin und fing einfach an, eine kleine Geschichte aufzuschreiben. Die war sicher nicht sonderlich gut, eher infantil und ein wenig albern. Aber das war der Beginn. Da wurde ich regelrecht aus dem Nichts überwältigt von diesem überstarken Gefühl, schreiben zu müssen – und das hält bis heute an.

2. Warum hast du dich ausgerechnet dafür entschieden, in deinem aktuellen Genre zu schreiben und in welchem würdest du gerne mal etwas veröffentlichen?

Da ich ein optimistischer Mensch bin und die Welt – mit all ihren Höhen und Tiefen – meistens nur positiv beäuge, schreibe ich dementsprechend humorvoll. Meine Geschichten sind zwar ernst, aber eben nicht bierernst. Sie sind meist überspitzt und überdreht. Kurzum: Mir blieb nichts anderes übrig, als die Satire für meine Form der Kunst zu wählen.

3. Wie läuft so ein Schreibnachmittag bei dir ab? Brauchst du dafür völlige Ruhe oder hast du Musik im Hintergrund laufen? Machst du dir vorher Notizen zu den jeweiligen Kapiteln? Hast du ein bestimmtes Ritual, was das Schreiben an sich angeht? Grummelst du dabei auch ab und an vor dich hin, wie so ein Grumpeltier das tut?

Ich brauche Ruhe! Absolute Ruhe! Früher dagegen ließ ich die Musik so laut spielen, dass bei uns im Haus die Wände wackelten – und zwar bis tief in die Nacht. Meine Nachbarn haben es mir glücklicherweise nie übel genommen. Heute dagegen läuft das Ganze gesitteter ab: In der Regel schreibe ich zurückgezogen in meiner Bibliothek – ohne Notizen, völlig freisprudelnd, umgeben von Hunderten verstaubten Büchern.

4. Hast du selbst einen Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?


Keinen Lieblingsautor, aber ein Lieblingsbuch, besser gesagt: ein Herzensbuch: „Die Leiden des jungen Werther“ habe ich erstmals mit 16 Jahren und dann Hunderte von Male gelesen. Dieses Buch hat mich geprägt wie kein anderes. Das war sozusagen Liebe auf den ersten Blick zwischen uns.

5. Welches ist dein größter – mit dem Schreiben verbundener – Traum?

Ich würde gerne einen meiner Protagonisten kennenlernen. Die meisten – nicht alle – sind mir nämlich sehr sympathisch.

6. Bestimmst du die Titel deiner Bücher selbst oder holst du dir dabei Hilfestellungen, wie z.B. Ideen derer, die dir nahe stehen oder deiner Leser? Oder dem Verlag, in dem du veröffentlichen möchtest?



Ja! Ich bestimme sie in der Regel selbst, mag sie immer ein wenig schräg wie z. B. „Die Wahrheit ist ein Schlund“ oder „Im Jenseits gibt es keine Pralinen“. Bei meinem aktuellen Roman habe ich den Arbeitstitel auch ein wenig ausgefallener gewählt. Da bin ich gespannt, was mein Verleger dazu sagt.

7. Wie lange schreibst du grundsätzlich an einem Buch?

Drei bis maximal sechs Monate.

8. Entwirfst du Buchcover selbst oder übernimmt das jemand anders?

Nein, ich mache das nicht selbst, habe aber klare Vorstellungen, die ich umsetzen lasse. Das Cover von „Im Jenseits gibt es keine Pralinen“ hat beispielsweise meine Tochter entworfen. Das erste Cover vom „Schlund“ designte mein damaliger Verlag und bei meinem aktuellen Roman macht das ebenfalls der Verlag. Da lasse ich mich immer sehr gern überraschen.

9. Wenn du keine Autorin geworden wärst, womit würdest du dann jetzt dein Geld verdienen bzw. reicht dir das Veröffentlichen deiner Bücher, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Hauptberuflich bin ich ja wie gesagt Lektorin und Journalistin. Das gibt mir die Freiheit, Literatur so auszuleben, wie ich sie auch tatsächlich fühle. Das bedeutet: Ich schreibe, ohne mich dabei finanziell unter Druck setzen zu müssen.

10. Wenn du nicht gerade schreibst, womit verbringst du deine Nachmittage? Hast du ein Hobby, welches dir neben dem Schreiben sehr am Herzen liegt?

Meine freie Zeit verbringe ich am liebsten mit meinen Kindern, die ebenfalls in meine Fußstapfen zu treten scheinen. Sie schreiben für ihr Leben gern – und so inspirieren, beflügeln und kritisieren wir uns gegenseitig. Das beschränkt sich aber nicht nur auf die Literatur. Wir essen auch unglaublich gern. Das ist sicher eins meiner schönsten Hobbys.

11. Wenn du die Chance hättest, einer deiner Charaktere aus deinen Büchern zu sein, wen würdest du wählen?


Tim Zobern. Das ist der Protagonist aus „Die Wahrheit ist ein Schlund“. Der ist mir richtig ans Herz gewachsen, weil er so erfrischend ehrlich und anders ist. Er kümmert sich nicht darum, was die anderen über ihn denken. Er ist ein Freigeist, ein charmanter Sonderling, ein Literaturliebhaber und ein Mensch, der nie seinen Sinn für Humor verliert – selbst wenn die Welt um ihn herum einzustürzen droht.

12. Kann deiner Meinung nach jeder ein Buch schreiben oder braucht es dafür bestimmte Voraussetzungen?


Nein, nicht jeder kann und will schreiben. Die meisten, die das möchten, haben eine Intention. Sie fühlen sich berufen, ihre Gefühle und Gedanken in eine Geschichte einzubetten und daraus einen Roman zu kreieren. Das bedeutet in der Regel harte Arbeit und eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst.  Diese Voraussetzungen muss man als Literat mitbringen.

13. Hast du schon mal etwas geträumt, was hinterher auch wirklich wahr geworden ist?

Zum Glück nicht!

14. Wie würdest du reagieren, wenn plötzlich eine deiner Protagonisten an deiner Haustür klingeln würde?

Das wäre fantastisch. Ich würde ihn hineinbitten, mit ihm sicher eine lustigen Nachmittag verbringen und ihn fragen, wie er mich als seine „Schöpferin“ findet, ob er mit seinem Charakter zufrieden ist und ob er mit der Handlung, in die ich ihn hineingeboren habe, zufrieden ist. Falls nicht, würde ich für ihn sogar das eine oder andere umschreiben.

15. Wie holst du dich am besten wieder aus einem Kreatief und was rätst du anderen, die sich gerade darin befinden?

Ganz einfach: Eine Runde im Schnellschritt mit meinem Hund um den Block – und schon fliegen mir die Ideen nur so zu. Danach sind meine grauen Zellen so angekurbelt, dass sich der Text fast wie von selbst schreibt. Frische Luft würde ich deswegen jedem Autor verschreiben, der unter Schreibblockaden leidet.

16. Als evtl. Selbstleser, hast du schon mal ein Buch abgebrochen oder gibst du jedem Buch eine Chance?

Ich kann gar nicht nicht weiterlesen. Jedes Buch, das geschrieben worden ist, verdient den Respekt, weiter gelesen zu werden. Das bin ich dem Autor, der sich – ganz gleichgültig wie – damit lange abgemüht hat, einfach schuldig.

17. Und zu guter Letzt. Weil wir oben schon die Frage nach dem mit dem Schreiben verbundenen großen Traum hatten, welches ist dein größter – nicht mit dem Schreiben verbundener – Traum?

Ich möchte wie Udo Lindenberg im obersten Stock eines schönen Hotels leben.

Grumpeligen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.
Ich hoffe, ich war nicht zu aufdringlich und freue mich auf deine Antworten.

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