[Writing Friday] Erinnerungen

Heute möchte ich euch wieder mit zu einer Bloggeraktion nehmen, bei der ich bislang im April schon wieder total versagt habe.
Dem Writing Friday, den Elizzy von readbooksandfallinlove ins Leben gerufen hat.
Sie gibt monatlich ein paar Themen vor, zu denen man etwas schreiben kann. 
Ein Hauptthema oder mehrere Unterkategorieren.
Wenn ihr auch dort mitmachen möchtet, dann schaut doch einfach bei Elizzy auf dem Blog vorbei.

Die Regeln im Überblick
  • Jeden Freitag wird veröffentlicht
  • Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
  • Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
  • Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  • Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
  • Habt Spass und versucht voneinander zu lernen

Die Schreibthemen im Mai ♥ 

  • Du findest auf dem Dachboden eine alte Schreibmaschine, darin stecken noch beschriebene Blätter des Besitzers. Welche Geschichte verbirgt sich darauf? Berichte davon.
  • Schreibe eine Geschichte die mit dem Satz “Jasmin hatte schon immer an Magie geglaubt, doch als sie dann tatsächlich sah wie…” beginnt. 
  • Dein Handy berichtet über deine Macken.
  • Anna betritt eine alte Villa am Ende der Stadt, sie wird sie jedoch nie wieder verlassen. Erzähle was passiert ist.
  • Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter mit ein: Marmelade, Fingerhut, Rosenranken, Himmelblau und Oma.

Ich habe die erste Schreibvorlage gewählt. 



Langsam, fast schon bedächtig erklomm Sarah die Stufen zum Dachboden.
Vor nicht mal einem Monat ihr geliebter Opa für immer von ihr gegangen und noch immer war es ein riesengroßer Schock für die junge Frau.
Oben auf dem Dachboden befanden sich noch ein paar Habseligkeiten ihres Opas und sie wollte endlich einmal ein wenig stöbern.
Ein paar Erinnerungen und Erinnerungsstücke sammeln, bevor das Haus des älteren Mannes verkauft werden sollte.
Ihre Eltern wollten das Haus nicht behalten und Sarah wohnte in einer völlig anderen Stadt. Außerdem war sie gar nicht erst gefragt worden, ob sie vielleicht sogar in das Haus ziehen wollen würde.
So weh ihr der Gedanke auch tat, das Haus loslassen zu müssen, sie musste es tun.
Früher, als sie noch kleiner gewesen war, war Sarah oft hier oben gewesen. Sie hatte mit ihrer jüngeren Schwester verstecken gespielt oder einfach in den alten Kisten und Kästen ihrer Großeltern gestöbert.
Was hatte sie da doch schon für Schätze gefunden und entdeckt. Die Erinnerung daran ließ ein Lächeln auf ihren Lippen erscheinen.

Oben angekommen blieb sie auf der letzten Treppenstufe stehen. Mittels einer Bewegung nach rechts schaltete sie den Lichtschalter an.
Noch immer befand er sich direkt neben der Tür.  Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass fast nichts mehr so war. Oder eher, so wie sie es kannte.
Lediglich der große, grüne Ohrensessel, in dem sie früher schon immer gesessen hatte, stand an seinem Platz.
Langsam erklomm sie auch die letzte Stufe, sah sich erneut etwas um. Neben dem Ohrensessel stand ein alter Schreibtisch. Sie erkannte ihn als den, der früher im Wohnzimmer ihrer Großeltern gestanden hatte.
Fast schon ehrfürchtig trat sie auf das alte Möbelstück zu, strich mit der Hand etwas über den Rand hinweg.
Mit einem Seufzen ließ sie sich schließlich in den großen Ohrensessel fallen. Den Blick erneut durch den geräumigen Raum schweifen lassen, erblickte sie im selben Moment eine alte Schreibmaschine.
Unter einem der Balkon, auf einem kleinen Schrank, stand das alte Gerät. Fast schien es, als hätte es dort jemand absichtlich hingestellt, um nicht gleich die volle Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
Augenblicklich erhob sie sich wieder und trat auf den kleinen Schrank zu. Erneut nahm sie etwas überraschter zur Kenntnis, dass sich bereits ein Blatt Papier in der Schreibmaschine befand.
Ein tiefer Seufzer verließ ihre Lippen, als sie ihren eigenen Namen oben am rand zu lesen bekam. Ein Zittern ging durch ihren Körper, als sie das Blatt Papier vorsichtig aus der Maschine befreite.

Sarah. Meine geliebte Sarah.
Wenn du dieses Blatt Papier in den Händen hälst, habe ich diese Welt bereits für immer verlassen.
Ich weiß, dass deine Eltern das Haus verkaufen werden. Ich weiss, dass sie alles, was sie nur können, zu Geld machen werden.
Mich können sie damit nicht mehr treffen, aber dich.
Und es bricht mir das Herz. Mein Lebenswerk. Mein geliebten Zuhause, in dem so viele Erinnerungen stecken.
Ich möchte, dass du an dich nimmst.
Ich habe es bereits auf deinen Namen überschreiben lassen. Du entscheidest, was damit passiert.
Nicht deine Eltern.
Verzeih mir, dass ich über deinen Kopf hinweg bestimmt habe, aber ich hielt es für die einfachere Lösung.
Dieses Schreiben ist auch in einer abgewandelten Form eines Testaments bei meinem Anwalt hinterlegt. Er wird dich bereits erwarten.
Ich liebe dich.
Gru

Mit Tränen in den Augen las Sarah die Zeilen ihres Großvaters.
Gru, wie sie ihn liebevoll genannt hatte, hatte ihr sein Haus vermacht.
Ausgerechnet ihr. Richtig umzugehen wusste sie damit in diesem Moment nicht, aber sie wusste, dass sie so schnell wie möglich zu diesem Anwalt musste.
Sie musste das Testament ihren Eltern vorlegen, um ihre Eltern davon abzuhalten, das Haus zu verkaufen.
Und all die Erinnerungen zu zerstören, die das einzige waren, was ihr von ihrem Großvater geblieben waren.
Von ihrem geliebten Gru.

Kommentare

  1. Eine schöne Wendung. Erinnerungen sind soviel mehr wert als Geld.
    Grüße, Katharina

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  2. Oh was für eine schöne Geschichte. Das hat mich sehr an meinen eigenen Großvater und sein Haus erinnert. Leider wurde es wirklich verkauft, aber ein paar Sachen zur Erinnerung konnte ich noch abstauben, bevor der Rest im Container landete.
    Deine Geschichte hat mich wirklich berührt. Sehr toll geschrieben.

    Liebste Grüße
    Emma

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