Talea Hale - Glaube nicht an Wunder, glaube an dich selbst.

Hallo ihr Lieben,
dieser Beitrag ist ein besonderer für mich, denn dieser Beitrag enthält eine weitere kleine Geschichte von mir.
Eine Geschichte, die mir so sehr ans Herz gewachsen ist, dass ich sie euch nicht vorenthalten möchte.

Eine Geschichte, die das Licht der Welt sogar schon vor einigen Stunden erblickt hat, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob von denen, die mir auf Twitter oder Instagram folgen wissen, dass sie von mir ist.
Vor kurzem hat der Wreaders Verlag zu einem neuen Writing Prompt für dne Monat September ausgerufen.
Es ging um das Thema Zahlen und ich hatte sofort eine Idee im Kopf, die ich einfach umsetzen musste.
Und soll ich euch mal etwas verraten: MEINE Geschichte hat tatsächlich gewonnen und ist im Newsletter zu finden, der heute beim Wreaders Verlag erschienen ist.
Womit übrigens auch das Pseudynom gelüftet wäre, unter dem ich zukünfig arbeiten möchte. *kicher*

“Eins, zwei, drei, vier ..”
Leise zählte der kleine Tintenfisch vor sich hin, aber egal, wie oft er auch wieder von vorne begann, er kam einfach nicht über die Zahl “Sieben” hinweg.
“Was machst du da, mein Schatz?” Die Stimme seiner Mutter riss ihn aus seinem Tun und er wandte seinen Blick in ihre Richtung.
“Bin ich ein richtiger Tintenfisch, Mama?” Seine Stimme erklang leise und voller Verzweiflung.
“Aber natürlich bist du das, Gabriel? Wie kommst du darauf?”
Besorgt sah sie ihren Sohn an und strich ihm mit einem ihrer Tentakel liebevoll über den Kopf hinweg.
Schniefend sah der kleine Tintenfisch zu seiner Mutter auf.
“Weil.. wir haben heute in der Schule zählen geübt und die anderen Kinder haben mich ausgelacht, weil ich nicht mit allen Tentakeln bis acht zählen kann. Wie sie.”
Die Worte ihres Sohnes berührten die Tintenfischfrau sehr und machten sie gleichzeitig sprachlos. “Ach Gabriel.”
Erst nach ein paar Augenblicken konnte sie antworten, während sie den kleinen Tintenfisch etwas in ihre Arme zog.
Sie hatte geahnt, dass es für ihren Sohn schwer werden würde, aber dass es schon nach den ersten Schultagen so sein würde, hatte sie nicht erwartet.
Schon bei seiner Geburt hatte Marianna gewusst, dass ihr Sohn anders sein würde. Mit nur sieben Tentakeln galt er als Wunder und sie wünschte sich nichts mehr, als den kleinen Tintenfisch glücklich zu wissen.
“Sie wissen es nicht besser, Gabriel. Sie sind neidisch, weil du etwas besonderes bist. Vergiss das nie.”, flüsterte sie schließlich leise und drückte ihrem Sohn einen Kuss auf den Kopf.
“.. aber wie kann ich denn etwas besonderes sein, wenn die anderen über mich lachen oder keiner mit mir spielen will?”
Verzweiflung schwang erneut in seiner Stimme mit, während er sich von seiner Mutter löste. “Niemand mag mich, weil ich anders bin!”, antwortete er entmutigt und schwamm davon.
“Gabriel, warte!”
Die Stimme seiner Mutter ignorierte er, während er sich immer weiter von ihr entfernte. Zwischen zwei kleinen Felsen hielt er wieder an und schlang alle sieben Tentakel um seinen kleinen Körper.
Dieser erzitterte unter dem Weinkrampf, als sich erneut Tränen aus seinen Augen stahlen. Das die anderen über ihn gelacht hatten tat nur halb so weh, wie das, was sie gesagt hatten. All die Worte, die er seiner Mutter verschwiegen hatte.
“Du bist hässlich, wenn du weinst.” Als eine ihm unbekannte Stimme erklang, zuckte er erschrocken zusammen.
“Was?” Er konnte nicht glauben, was er gehört hatte und es verletzte ihn erneut. “Hab ich doch gesagt, du bist hässlich wenn du weinst.”
Die Stimme kam von oben und als Gabriel seinen Blick in diese Richtung wandte, sah er auf dem rechten Felsen einen anderen Tintenfisch sitzen.
“Warum sagst du so etwas?”, wollte Gabriel wissen und musterte den fremden Tintenfisch vor sich etwas.
“Weil du jetzt nicht mehr weinst.” Verwirrt schüttelte Gabriel den Kopf. “Hä?” Er verstand nicht, warum der Fremde ihn hässlich nannte, nur damit er aufhörte zu weinen.
“Es hat gewirkt, oder? Du weinst nicht mehr, sondern denkst stattdessen darüber nach, warum ich dass zu dir gesagt habe.”
Nachdenklich legte Gabriel seinen Kopf schief. “Aber hättest du dann nicht einfach etwas anderes sagen können? Etwas netteres?”
Der fremde Tintenfisch schüttelte seinen Kopf. “Meine Mutter hat das auch immer zu mir gesagt und sie hatte recht. Obwohl es gut tun zu weinen, stehen Tränen uns nicht. Aber sag doch.. warum hast du so verzweifelt geweint?”
Mit einer fließenden Bewegung ließ sich der andere Tintenfisch am Felsen hinab gleiten, um direkt vor Gabriel landen zu können. 

"Weil mich keiner mag. Weil ich anders bin." 

Erneut dachte Gabriel an heute morgen und wollte am liebsten schon wieder so heulen. 

"Wie heißt du überhaupt?", schob er noch hinterher, sah den anderen Tintenfisch fragend an und musterte ihn etwas. Verdutzt hielt Gabriel kurz inne. Das konnte nicht sein, oder?

"Günther." Der Fremde kicherte kurz, während er Gabriels Blick erwiderte.  

"Was meinst du damit, du bist anders?", hakte er erneut nach, ohne den Blick von dem Kleineren abzuwenden. 

Ein Seufzen glitt über dessen Lippen, während er sich etwas streckte und seine sieben Tentakel präsentierte. 

"Ich .. bin ein Freak. Keiner will etwas mit einem Tintenfisch zu tun haben, der nur sieben Arme hat." 

Flüsternd erklangen die Worte Gabriels und doch hatte er das Gefühl, sie würden zwischen den Felsen immer und immer wieder zu hören sein. 

"Damit bist du doch kein Freak, sondern etwas Besonderes.", antwortete Günther und schenkte Gabriel ein Lächeln. 

"Warum ärgern mich die anderen Kinder dann?" 

"Weil sie es nicht besser wissen. Sie wissen nicht, dass wir etwas Besonderes sind und in uns mehr steckt, als es nach außen hin den Anschein hat." 

Verdutzt hielt Gabriel erneut inne. "Was meinst du mit wir?" 

Günther streckte sich und so konnte der Kleinere sehen, dass auch er nur sieben Tentakel hatte. Wie er selbst. 

"Komm, lass uns lieber spielen gehen, als Trübsal zu blasen. Und morgen zeigen wir den anderen, wir wunderbar wir sind. Gemeinsam." 

Einer von Günthers Tentakeln schob sich um Gabriels Oberkörper und noch bevor er sich dagegen wehren konnte, zog er ihn zwischen den Steinen hervor. 

"Danke, Günther.", flüsterte Gabriel leise und war sich sicher, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein würde. 

Und die anderen ihn vielleicht auch in Zukunft nicht mehr ärgern würden. 


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