Hallo ihr Lieben,
auch am heutigen Mittwoch möchte ich euch wieder einen kleinen Beitrag präsentieren. Diesmal mit etwas ernsterem Hintergrund, aber dennoch mit einem kleinen Happy End.
Heute ist zwar schon der Cover Theme Day online gegangen, aber mir ist einfach mal danach, noch einen weiteren Beitrag zu veröffentlichen.
Blutmond
Heute Nacht war Blutmond.
Anne hatte extra tagsüber ein
Nickerchen eingelegt, um für die Nacht gewappnet zu sein.
Mit einer Tasse Kaffee und ihrem
aktuellen Buch saß sie schon seit über einer Stunde auf einer
kleinen Bank auf dem Balkon im Haus ihrer Eltern. Die Tasse war bald leer und ihr Buch
fast beendet.
Als sie einen Schrei vernahm, hob sie
ruckartig ihren Kopf.
Woher kam dieser Schrei und vom wem?
Im selben Augenblick brach unten auf
der Strasse Tumult aus. Erst wollte Anne einfach weiterlesen,
aber das Geschrei auf der Straße brachte sie um ihre
Konzentration.
Seufzend legte sie das Buch an die
Seite und wollte ich gerade erheben, als auch schon Polizeisirenen
aus der Ferne zu hören waren.
War doch mehr passiert?
Und wenn ja was?
Mit ein paar Schritten stand sie an der
Balkonbrüstung, warf einen Blick nach unten. Ihre Nachbarn standen
auf der Straße, die Nachbarn der Nachbarn daneben.
Aus dem angrenzenden Park hörte man
noch mehr Geschrei und Gezeter.
Unentschlossen, was sie tun sollte,
blieb Anne auf dem Balkon stehen, beobachtete das Geschehen einen
Moment lang.
Als sie ihren Namen vernahm, wirbelte
sie direkt herum. Erleichtert atmete sie auf, als sie ihre Mutter in
der Balkontür erblickte.
“Gott, hast du mich erschreckt, Mama.
Was ist denn da unten los?”
Fragend sah sie ihre Mutter an, welche
sich auf der Liege niederließ, auf der Anna zuvor selbst noch
gesessen hatte.
“Man erzählt sich, dass ..
Marion im Park gefunden worden wäre. Erdrosselt und unter einem
Laubhaufen vergraben. In der Nähe hat man ein Messer gefunden.
Blutig.”
Die Stimme ihrer Mutter war nur ein
Flüstern und dennoch sorgte sie dafür, dass Anne sofort eine
Gänsehaut bekam.
Oder vielleicht auch gerade deswegen.
“Marion? Nein! Das kann nicht sein.
Ich habe doch.. vorhin noch mit ihr geschrieben?!” Annes Stimme
brach fast, als sie ihrer Mutter antwortete.
Das konnte unmöglich wahr sein?
Marion war eine ihrer Klassenkameradin
und sie hatte sich für morgen mit ihr zum Lernen verabredet.
“Es tut mir leid, Schatz! Noch ist es
ja gar nicht sicher, sondern ein Gerücht. Lass sie Polizei doch
erstmal ihre Arbeit machen. ”, versuchte ihre Mutter sie etwas zu
beruhigen, auch wenn das eher das Gegenteil bewirkte.
Noch während ihre Mutter redete,
stürmte Anna an ihr vorbei.
Sie musste einfach Gewissheit haben.
Sie musste wissen, ob es sich um eine ihrer liebsten Freundinnen
handelte.
Sie stolperte fast schon die Treppe
runter, stürmte aus dem Haus und kam neben einer ihrer Nachbarinnen
zum Stehen.
“Ist es .. wirklich Marion?”,
wollte sie von der älteren Frau wissen, bekam jedoch nur ein
Schultern zucken.
“Ich weiss es nicht, mein Kind. Die
Polizei ist gerade erst im Park verschwunden, aber warte.. du kannst
da jetzt nicht hin!”,
Die Stimme der Nachbarin nahm Anne gar
nicht mehr richtig wahr. Sie musste in den Park, sie
musste wissen, ob es sich tatsächlich um Marion handelte.
Vor einer der Absperrungen kam sie
erneut ins Straucheln.
“Du kannst hier nicht durch!”, Eine
der Polizistinnen versperrte ihr förmlich den Weg.
"Aber ich muss. Ich muss wissen,
ob es Marion ist, die dort liegt. Bitte. Ich muss es wissen!"
Flehend sah Anne die Polizistin an,
welche ein weiteres Mal den Kopf schüttelte.
"Das geht nicht. Es handelt sich
um polizeiliche Ermittlungen." Mit einer Hand hielt die junge
Frau Anne am Arm fest.
"Aber ich kann doch nicht einfach
hier rumstehen und nichts tun?", schluchzte Anne leise auf, sah
die Frau vor sich verzweifelt an.
“Beruhig dich erst einmal und dann
sehen wir weiter!”, Erneut versuchte die Polizistin Anne etwas zu
besänftigen, auch wenn ihr das nur bedingt gelang.
“Anne, Schatz. Komm, lass die Polizei
ihre Arbeit tun!”
Die Stimme ihrer Mutter entlockte dem
Mädchen ein Seufzen. Langsam drehte sie sich zu ihrer Mutter um,
worauf auch die Polizistin ihren Arm losließ.
“Aber was.. wenn es wirklich Marion
ist?”, glitt es wispernd über Annes Lippen, während sie sich in
die Umarmung fallen ließ, die ihre Mutter ihr zuteil werden ließ. '
Erneut glitt ein Schluchzen über ihre
Lippen, während sie sich förmlich an ihre Mutter krallte.
Der Gedanke daran, dass eine ihrer
liebsten Freundinnen dort hinten liegen konnte, nur wenige Meter von
ihr entfernt, brach ihr fast das Herz.
“Was ist denn hier los?”, erklang
plötzlich eine Stimme, die sowohl Anne als aus ihre Mutter fast
erstarren ließ. Anne selbst wusste nicht, wie lange sie mit ihrer
Mutter so da gestanden hatte. Weinend und Verzweifelt an der Schulter
der älteren Frau.
“Ma.. Marion! Du lebst!”
Sofort fiel Anne ihrer Freundin um den
Hals, schluchzte erneut auf.
“Ja, warum sollte ich das denn nicht
tun?”,
Verwirrt erwiderte Marion die Umarmung
ihrer Freundin, blickte zwischen ihr und ihrer Mutter hin und her.
“Weil wir.. weil du.. dort
hinten wurde.. jemand gefunden. Eine blonde Frau. Erdrosselt und
vergraben. Ein paar Leuten haben erzählt, dass du dort liegen
würdest. Tot.”
Umso mehr Anne erzählte, umso mehr
brach ihre Stimme. Fassungslos sah Marion sie an, bevor sie den Kopf
schüttelte.
“Ich glaube nicht, dass ich dort
hinten liege.”, erwiderte sie etwas verpeilt und doch auch
schockiert.
Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was
Anne in den letzten Minuten hatte durchmachen müssen.
“Kommt, Mädchen. Lasst uns reingehen
und die Polizei hier ihre Arbeit machen. Und dann kann Marion uns
erzählen, wo sie wirklich war.”
Die sanfte Stimme ihre Mutter brachte
Anne lediglich zum Nicken. Ohne, dass sie sich richtig von Marion
löste, folgte sie den beiden Frauen nach drinnen.
Egal, was Marion ihr erzählen würde,
in diesem Moment war sie einfach nur froh, dass sie da war.
Hier bei ihr.
Und vor allem am Leben.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Kommentare sind immer gerne gesehen, aber bitte angemessen. Sie müssen ausserdem von mir erst freigeschaltet werden, bevor sie sichtbar werden.
Mit der Abgabe eines Kommentars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung der Daten gemäß des DSGVO einverstanden.
Ein Widerspruch gegen die Verarbeitung ist möglich.