[Rezension] Julia Adrian - Das Tagebuch der Jenna Blue

 


  • Herausgeber ‏ : ‎ Drachenmond Verlag (18. August 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 330 Seiten

Inhalt: "Ich denke darüber nach, meine Schwester zu töten. Ein gespanntes Nylonseil an der Treppe. Eine gelockerte Schindel. Es gibt so viele Arten, den Halt zu verlieren und gleichsam das Leben.

Jenna und Scarlett sind Schwestern – und Feinde bis aufs Blut. Zwischen ihnen entbrennt ein Kampf um Macht und die Wahrheit. Was geschah wirklich, damals vor zehn Jahren, als ihre Mutter am helllichten Tag und ohne eine Spur verschwand? Jenna kämpft gegen das Vergessen und das Schweigen in ihrem eigenen Haus. Doch wenn sie sich selbst schon nicht trauen kann, wem dann?"


Könntest du dir vorstellen, deine Schwester zu töten? Könntest du dir vorstellen, ihr ein Seil um den Hals zu legen und es immer fester zu ziehen?
Fester und Fester?
Oder einfach eine lockere Stufe oder Schindel? Könntest du es dir vorstellen?


Jenna und Scarlett sind Schwestern und könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie hassen sich wie die Pest und vor allem Scarlett lässt ihre Schwester jeden Tag aufs Neue spüren, was sie von der Älteren hält.
Nichts. Absolut rein gar nichts.
Jenna versucht auf ihre Weise nicht nur auf ihre Weise damit fertig zu werden, sondern sie versucht auch, ihrer Schwester Paroli zu bieten.
Einzig und allein ihr Tagebuch weiss, was sie wirklich denkt. Oder wie sie Scarlett gegenüber empfindet.
Als Scarlett dafür sorgt, dass sie es "verliert" entdeckt Jenna bei ihrem Versuch, ihr buch wieder zu finden, ein noch viel größeres Kontrukt aus Lügen, Leiden und Verrat. Und sie und ihre Schwester stecken mitttendrin.

Oh, was hat dieses Buch nur für einen wunderbaren Schreibstil. Ich muss gestehen, dass ich bislang noch nie etwas von Julia Adrian gelesen habe, aber in den Schreibstil bei diesem Buch war ich sofort verliebt.
Die Idee zwei Handlungsstränge aus Vergangenheit und Gegenwart zu einem zusammenzuführen, ist zwar nicht neu, aber hier hat Julia Adrian genau das richtige Mittelmass gefunden.
Die Ereignisse oder Gedanken aus der Vergangenheit lässt sie mittels Tagebucheinträgen in den Storyverlauf einfließen und behält es auch in der Gegenwart bei, indem Jenna das Tagebuch schreiben erneut aufgreift.
Der ewige Kraftakt, sich mit ihrer Schwester messen zu müssen zerrt nicht nur an Jennas Nervenkostüm, sondern auch an dem ihrer Schwester.
Wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Das rätselhafte Verschwinden ihrer Mutter in der Vergangenheit hat die Schwester längst entzweit und verbindet sie doch auf eine Art und Weise, wie sie tragischer nicht sein könnte.

Scarlett war ein Charakter, den ich anfangs absolut gar nicht verstehen konnte. Erst im Laufe des Buches hat sich der Grund für ihr Verhalten offenbart. Ich will nicht sagen, dass ich es nachvollziehen konnte, aber ich konnte sie ein kleines bisschen mehr verstehen.
Jenna hingegen tat mir einfach nur leid. Unter den Attacken ihrer Schwester leidend stellt sich auch Anna - die zweite Schwester - auf die Seite Scarletts. Und selbst ihr eigenes Vater sieht tatlos zu, wie sich seine beiden Töchter bis aufs Blut bekämpfen.
Die beiden Jungs - Lee und Yakub, die im Laufe der Story gerade in Jennas Leben eine große Rolle spielen - fand ich wirklich gut gelungen und es hat mir sogar ein Schmunzeln entlockt, die Kabbeleien der beiden zu lesen.
Das auch die beiden noch eine tragendere Rolle spielen würden, habe ich nicht erwartet. Oft genug hat Julia Adrian versucht, mich auf eine völlig falsche Spur zu locken. Und es ist ihr gelungen.
Jennas Geschichte konnte mich wirklich begeistern. Sie berührt und schockiert auf eine Art und Weise, die gar nicht erst zulässt, dass man das Buch einfach so an die Seite legt.
Eine echte Leseempfehlung von mir.

Quelle: Netgalley & Drachenmond Verlag

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