Tag 12 des Phantastober und ich bin schon ein wenig stolz auf mich, dass ich euch bislang jeden Tag eine kleine Geschichte präsentieren durfte.
Dieser kleine Text zeigt, dsas man auch ruhig einmal Angst haben darf. Oder Brüder, die auf ganz besondere Art und Weise dafür sorgen, dass die Angst in den Hintergrund rückt.
Bruderliebe
Zitternd lag Gio unter seiner Decke,
die er bis zur Nase hochgezogen hatte. Sein Blick glitt zum Fenster
und als erneut ein Blitz am Himmel zusehen war, zog er die Decke noch
höher.
Sein Mitschüler Mario hatte ihn
deswegen bereits gehänselt und auch sein Vater konnte Gio nicht
verstehen.
"Du bist 14 Jahre alt und
Italiener. Wie kannst du da Angst vor so etwas banalem wie einem
Gewitter haben?" Die Worte seines Vaters hallten in
seinen Ohren wieder und er fühlte sich so schwach wie nie zuvor.
Ein weiterer Knall durchzog die Stille und Gio
verkroch sich so tief wie möglich in der Decke. Er hasste diese Geräusche, er hasste
dieses Wetter.
"Giovanni?" Als die Stimme
seines Bruders Fabio von der Tür her erklang, lugte er nur kurz
unter der Decke hervor.
"Si?", wisperte er leise und
vernahm anhand der Schritte, dass sich Fabio seinem Bett näherte.
Er ließ sich auf der Bettkante nieder
und zog die Decke ein Stück nach unten. "Es ist völlig okay,
Angst zu haben, Gio", sprach er ihn an und lächelte sanft.
"Aber Papa sagt, als Italiener hat man keine Angst. Und in
meinem Alter erst recht nicht", antwortete der Dunkelhaarige
leise und zuckte erneut zusammen, als es blitzte.
Noch bevor sich der Knall des Gewitters
entladen konnte, hatte Fabio die Decke gehoben und sich zu seinem
Bruder gelegt. Er zog ihn in seine Arme, sodass sich Gio an seine
Brust kuscheln konnte.
"Ich hatte in deinem Alter auch
Angst vor Gewitter, weißt du?", begann Fabio und Giovanni sah
überrascht zu ihm auf. "Und jetzt hast du es nicht mehr?"
Fabio war sechs Jahre älter als er und
lebte längst nicht mehr Zuhause. Dennoch war er immer für Giovanni
da. Wie heute.
"Doch, manchmal schon, aber weißt
du, was mir dann jedes Mal hilft?"
Diesmal schüttelte Giovanni den Kopf.
"Immer, wenn es donnert, stelle ich mir vor, dass Grammy und
Grandpa dafür verantwortlich sind. Weil Grandpa sie wieder mal auf
die Palme bringt, wirft sie eine von ihren Discokugeln nach ihm",
erzählte Fabio und auf Gios Lippen legte sich automatisch ein
Lächeln.
Ihre Großmutter hatte zu Lebzeiten Discokugeln gesammelt
und die Vorstellung, sie würde sie gegen ihren Ehemann benutzen,
brachte Giovanni zum Kichern.
Als es zum nächsten Mal donnerte,
stellte sich Gio genau dieses Szenario vor.
Und tatsächlich half ihm nicht nur
diese Vorstellung, sondern auch die Nähe Fabios, der ihn
weiterhin sanft umschlungen hielt.
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