Last Post ♥
- Link abrufen
- X
- Andere Apps
[ Phantastober ] Tag 16 - Writing Prompt - Sterne [ Du bist immer bei mir ]
Hallo ihr Lieben,
heute ist schon wieder der 16. Oktober und ich habe eine weitere Geschichte für euch. Diesmal mit einer kleinen Triggerwarnung und jeder Menge Herzschmerz.
Endlich war er da. Der Tag, auf den Kim sich schon so lange freute. Den Abend wollte sie mit ihrem Vater verbringen, nachdem er endlich aus China zurückgekehrt war.
Der Grauhaarige war dort mehrere Wochen auf Geschäftsreise gewesen und er war alles, was Kim noch besaß. Ihre Großeltern waren längst tot und auch ihre Mutter hatte sie vor ein paar Jahren bereits verlassen. Ihr Vater war ihre wichtigste Bezugsperson und auch, wenn Kim es genoss, bei ihrer Tante zu sein, solange ihr Vater auf Weltreise war, freute sie sich mehr denn je auf ihren Vater.Der Ältere hatte ihr versprochen, dass sie heute Abend zur Sternwarte gehen würden, die sich auf einem Hügel oberhalb der Stadt befand.
Ungeduldig lief sie schon seit über einer halben Stunde durch das Haus ihrer Tante. Ihr Vater hätte längst hier sein sollen und umso mehr Zeit verging, desto ungeduldiger wurde sie. Als das Telefon im Arbeitszimmer ihrer Tante zu hören war, unterdrückte sie den Impuls direkt loszustürmen.
Ihre Tante hatte ihr nicht nur einmal gesagt, dass das Zimmer absolute Tabuzone war, und Kim hielt sich daran.
Minuten vergingen, in denen sie nur bruchstückhaft die Stimme ihrer Tante vernahm. Dennoch konnte sie kaum einen zusammenhängenden Satz erkennen, was ihr in diesem Moment gar nicht gefiel. Mit wem sprach ihre Tante und vor allem worüber? Würde ihr Vater vielleicht doch nicht kommen?
Abrupt blieb sie stehen, als die ältere Frau sie mit ihrem Namen ansprach und auf den Sessel im Wohnzimmer deutete. “Setz dich, Kleines. Ich muss mit dir reden.”
Allein diese acht Worte sorgten bereits dafür, dass Kim ganz mulmig zumute wurde. “Kommt Papa nicht?”, wollte sie dennoch direkt wissen und als ihre Tante den Kopf schüttelte, machte sich Enttäuschung in ihr breit.
“Aber .. er hat es doch versprochen. Wir wollten doch zu den Sternen gehen”, flüsterte die 16 - jährige und sah ihre Tante enttäuscht an. Das Seufzen, dass von der älteren Frau zu hören war, gab Kim das Gefühl, dass ihr Vater nicht einfach nur so nicht kommen würde und als sie die nächsten Worte ihrer derzeitigen Bezugsperson hörte, zerbrach ihr Herz.
“Er ist bereits bei den Sternen, Kleines. Für immer.”
Die Worte ihrer Tante hallten in Kim wieder. Sie
brannten sich in ihrem Gehirn fest und auch in ihrem Herzen. Das
konnte doch nur bedeuten, dass …
Reflexartig schüttelte Kim den
Kopf. “Sag, dass das nicht wahr ist. Das ist nicht wahr!”, sprach
sie aus, was sie dachte und doch schüttelte ihre Tante erneut den
Kopf. “Er war schon auf dem Weg hierher, Kleines. Seinem Auto wurde
die Vorfahrt genommen und er ist ..” Mehr wollte Kim gar nicht
hören. Sie erhob sich und stürmte aus dem Raum und auch direkt aus
dem Haus.
Das Rufen ihrer Tante ignorierend lief sie einfach los.
Hoch zur Sternwarte, hoch zu dem Ort, an dem sie das Gefühl hatte,
ihrem Vater ganz nah sein zu können.
“Wie kannst du mich
einfach allein lassen? Du hast doch versprochen, immer für mich da
zu sein. Solange, wie ich dich brauche!”, flüsterte das Mädchen
und ließ sich vor dem Gebäude auf den Boden sinken. “Du hast es
doch versprochen!”, fügte sie ein weiteres Mal hinzu und vergrub
den Kopf zwischen den Knien.
Jetzt hatte sie nur noch ihre Tante
und ihr geliebter Vater war genauso weit entfernt wie ihre Mutter
seit Jahren.
“Kim.” Die Stimme ihrer Tante riss sie aus ihren
Gedanken und sie hob den Kopf. Verzweifelt sah sie die ältere Frau
an. “Was soll ich denn ohne ihn machen?”, wollte sie leise wissen und
schmiegte sich sofort in die Arme ihrer Tante, als diese sich neben
ihr niederließ und sie in ihre Arme zog.
“Es tut mir so leid,
Kleines”, wisperte die Ältere erst leise, woraufhin Kim leise
schluchzte. “Aber weißt du, er wird immer bei dir sein. Er wird
immer an deiner Seite sein und genau wie Mama immer über dich
wachen. Sie sind wie die Sonne am Tag und die Sterne am Abend immer
für dich da. Sie begleiten dich auf all deinen Weg und hier unten
werde ich immer an deiner Seite sein.” Die Worte ihrer Tante
klangen so schön und doch konnte Kim sie in diesem Moment einfach
nicht glauben.
Sie war sich sicher, auch die ältere Frau würde
irgendwann einer dieser Sterne am Himmel sein. Und Kim wäre
allein. Für immer.
- Link abrufen
- X
- Andere Apps
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Kommentare sind immer gerne gesehen, aber bitte angemessen. Sie müssen ausserdem von mir erst freigeschaltet werden, bevor sie sichtbar werden.
Mit der Abgabe eines Kommentars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung der Daten gemäß des DSGVO einverstanden.
Ein Widerspruch gegen die Verarbeitung ist möglich.