[ Phantastober ] Writing Prompt - Lamm [ Hilfe auf vier Beinen ]


Tag 4 dreht sich diesmal um ein kleines, weisses Tier, dass der Hauptprotagonisten den Weg in die richtige Richtung weist.
In die, die ihr Herz schon längst gezeigt hat.

Hilfe auf vier Beinen

"Mama! Mama, guck doch mal! Mama, jetzt guck doch endlich!” Aufgeregt erklang die Stimme meiner Tochter Viktoria.
Ich sah von meinem Buch auf, das auf meinem Schoß lag und ließ meinen Blick durch den Garten schweifen. Am Gartenzaun erblickte ich meine Tochter. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden und beobachtete ein kleines Lamm auf der anderen Seite des Zaunes. Ich runzelte die Stirn und erhob mich von meiner Liege, um auf meine Tochter zuzulaufen. “Guck mal, Mama! Ein echtes Lamm!” Viktoria hob ihren Kopf und strahlte mich förmlich an. Allein der Anblick ließ mein Herz vor Glück fast zerspringen. Ich liebte dieses kleine Mädchen so sehr.
Als sich ihre Hand in Richtung Zaun ausstreckte, schmiegte sich das Tier sofort dagegen. “Wo kommst du denn her?”, sprach ich leise mit mir selbst und ging neben meiner Tochter in die Hocke. Nachdenklich blickte ich das Tier an, hang meinen Überlegungen nach.
“Können wir es behalten, Mama? Es ist soo süß!”, holte mich Viktorias Stimme aus den Gedanken und ich schüttelte automatisch den Kopf.
“Ich fürchte, das geht nicht, Schatz. Das Lämmchen gehört bestimmt jemandem und hat auch bestimmt eine Mama, die es gerade ganz schrecklich vermisst.”
Während ich Viktoria durch die Haare streiche, blickte sie nachdenklich auf das kleine, weiße Tier.
“Können wir seine Mama dann suchen gehen?” Fragend sah sie zu mir auf und ich nickte ein weiteres Mal.
“Das ist eine tolle Idee, mein Schatz”, stimmte ich ihr zu und erhob mich. Kurz lief ich auf die andere Seite des Zaunes, um das Lamm vorsichtig auf meine Arme zu heben.
“Was hälst du davon, wenn wir Bauert Lambert fragen? Hannes weiß bestimmt, zu wem das Tier gehört."
Euphorisch sprang Viktoria sofort auf. “Oja, das weiß er bestimmt. Vielleicht lässt er mich dann auch wieder Cupcake streicheln.”
“Cupcake?” Irritiert sah ich auf meine Tochter herab. “Cupcakes?”
“Das Pferd, Mama. Du weißt aber auch gar nichts!”, tadelte sie mich und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. “Komm endlich, Mama!”, schob sie hinterher und zog förmlich an meinem Oberteil.
Mit dem Lamm auf dem Arm lief ich zum nahegelegenen Bauernhof. Hannes, der diesen Hof beherbergte machte mich schon seit einiger Zeit tierisch nervös und mein Herz geriet bei seinem Anblick oftmals aus dem Takt.
“Hannes? Hannes! Hannes, wir haben ein Lamm gefunden!” Sobald Viktoria den Dunkelhaarigen erblickte, stürmte sie förmlich auf ihn zu. Überrascht sah Hannes auf und bei seinem Lächeln stolperte mein Herz direkt ein weiteres Mal.
Ob er wusste, was er damit anrichtete?
Vor über einem Jahr hatte der Dunkelhaarige den Hof von seinem Vater übernommen und nicht erst seit dessen Tod war Viktoria ein gern gesehener Gast auf dem Hof. Und vor allem häufiger.
Als sein Blick auf das weiße Knäuel auf meinem Arm fiel, weiteten sich seine Augen, bevor seine Gesichtszüge einen so weichen Ausdruck annahmen, dass ich direkt weiche Knie bekam.
Er trat auf mich zu und sah zwischen Viktoria und mir hin und her. “Wo habt ihr Lily gefunden?”
“Am Zaun. Es lag an unserem Zaun!” Sie strahlte Hannes förmlich an, hielt sich aber auch gleichzeitig an meinem Hosenbein fest. “Mama hat gesagt, es hat bestimmt auch eine Mama, die es ganz doll vermisst. Und das wir am besten dich fragen, ob du weißt, zu wem es gehört”, gab sie ihm bereitwillig Auskunft und ich schmunzelte erneut.
Hannes nickte und nahm mir gleichzeitig das Lamm ab. Mit einem Arm drückte er es etwas an seine Brust, während er den anderen Arm zu Viktoria ausstreckte.
“Möchtest du mitkommen? Lily gehört nämlich mir und ihre Mama Rosie vermisst sie bestimmt. Außerdem kannst du dann auch gleich Cupcake Hallo sagen.” Sofort schnellte der Blick meiner Tochter zu mir. “Darf ich, Mama?”
“Natürlich, mein Schatz”, antwortete ich und blickte erneut zu Hannes. “Kommst du auch mit?”, wollte dieser wissen, ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.
Ohne zu Zögern nickte ich und als sich der Dunkelhaarige mit meiner Tochter in Bewegung setzte, war ich mir sicher: Dieser Anblick war der schönste, den ich seit langem genossen habe. 

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